Im Mainstream trauen sich nur selten Titel ohne nötige Action und Spannung an die Oberfläche. Dennoch tun sich hier und da immer wieder ambitionierte Projekte hervor, die sich vornehmen, die emotionale Seite des Überlebens hervorzuheben. So geschehen mit This War of Mine, das uns als arglose Zivilisten Opfer eines Bürgerkrieges werden ließ. My Child Lebensborn soll dieses Szenario noch etwas weiter treiben, über das Ende des Krieges hinaus.
Tamagotchi-Survival in der Nachkriegszeit?
Bei My Child Lebensborn handelt es sich tatsächlich um ein sogenanntes Nurture-Game. Heißt, ihr habt einen Schützling, den ihr seelisch und körperlich aufpäppeln und versorgen müsst. Doch handelt es sich hier nicht um einen flauschigen Hund oder eine knuddlige Katze, sondern um ein Kind. Zu den Hintergründen:
1935 rief Nazi-Deutschland den Lebensborn-Verein ins Leben. Dessen Aufgabe belief sich darauf, unehelichen Kindern eine Heimat zu bieten – jedoch nicht allen. Ausschließlich „arische“ Kinder sollten in diesen Heimen aufwachsen und an Familien von SS-Angehörigen vermittelt werden. Eine Maßnahme zur Erhöhung der „rein-deutschen“ Geburtenziffer. Was sollte jedoch nach dem Krieg mit diesen „Kindern des Nazi-Staates“ geschehen? Zwar wurden einige von Familien adoptiert, aber insbesondere in damalig besetzten Ländern hatten sie als „Überbleibsel“ der Besatzer kein einfaches Leben.
Hier setzt My Child Lebensborn an und macht uns zum Alleinverantwortlichen für ein solches Waisenkind im sich vom Krieg erholenden Norwegen. Geplagt von den Sorgen eines Alleinerziehenden und dem Hass der Gesellschaft auf die Herkunft unseres Pflegekindes werden wir vor harte Entscheidungen gestellt. Dabei müssen wir unser Kind nicht nur mit Nahrung versorgen und versuchen, ihm eine möglichst unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Wir formen auch sein Weltbild und seine Persönlichkeit, denn hier hat niemand mehr Einfluss auf ein Kind als seine Eltern.
Kickstarter-Kampagne zum Mobile-Release
Die Entwicklung des Titels ist durch eine Zusammenarbeit der norwegischen Studios Teknopilot und Sarepta Studio bereits finanziert. In einer aktuellen Kickstarter-Kampagne konzentriert sich das Team auf die Sammlung von umgerechnet $12.500, um Feinschliff und eine angemessene Vermarktung zu ermöglichen. Innerhalb der ersten zwei Tage wurde bereits über die Hälfte dieses Ziels erreicht, 29 Tage verbleiben.
Der Mobile-Titel wird für Android und iOS entwickelt. Während noch kein Release-Datum feststeht, ist bereits bekannt, dass My Child Lebensborn eine lineare Erzählstruktur verfolgt und ca. 5 Stunden Spielzeit in Anspruch nimmt.
Das norwegische Entwicklerteam hat sich ein anspruchsvolles Thema zur Brust genommen, das seine Aufmerksamkeit verdient. Waisenkinder entstehen in der Folge vieler Konflikte und müssen oft umgeben von Anfeindungen aufwachsen. Im Zuge der Recherche nahm das Team Kontakt zu einigen ehemaligen Lebensborn-Kindern auf und sprach mit ihnen über ihr Schicksal und die Dinge, die ihnen aus ihrer Kindheit in Erinnerung geblieben sind.
Aber mit einem solch ernsten Thema kommt selbstredend die Verantwortung, dieses auch angemessen zu vermitteln. Zweifellos werden wir mit Ereignissen konfrontiert werden, die dem Kind wehgetan haben müssen. Doch werden wir wirklich für oder gegen das Kind entscheiden können – und vielleicht sogar müssen? Was werden die schlimmsten oder besten Konsequenzen für es sein? Hier wird die größte Herausforderung liegen, um das Spiel als ansprechenden Titel zu gestalten, und der ernsten Materie gerecht zu werden.