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Der Rentner von Morgen wird nicht mehr am Gartenzaun tratschen oder 24/7 am Türspion lauern. Nein. Er oder sie wird, gegebenenfalls mithilfe von Hacking-Tools, auf den Rechnern seiner Mitmieter herumschnüffeln – und auf diese Weise maßgeblich die Sittendezernate entlasten. Ja. Aber was hat das nun mit Curio Productions’ Daemon_9 zu tun?
Ganz einfach: Das FMV-Horrorspielchen lässt dich schon heute für einen erfüllenden Ruhestand in Marple’scher Tradition trainieren, indem es dir völlig ungeniert eine fremde Festplatte unter die Handlupe schiebt. Und mehr noch: Es lässt dich in Bereiche des Internets vordringen, wo noch kein anständiger Mensch zuvor gewesen ist. Aber ist das auch wirklich so aufregend, wie es klingt? Dieser Test wird es zeigen.
Daemon_9: Eine wahre Geschichte?
In Daemon_9 dreht sich alles um die (bedingt) verschollene Morgan Shane, eine 19-jährige College-Studentin aus Fresno, Nevada. Und eines gleich vorweg: Den Entwicklern ist es hervorragend gelungen, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verwischen. Denn Daemon_9 findet nicht nur in einer simulierten Desktopumgebung statt, sondern auch in den Weiten des (echten) WWWs.
Doch eines nach dem anderen. Es beginnt, und so fängt manche moderne Horrorgeschichte an, mit einem YouTube-Video eines mutmaßlichen Kumpels von Morgan, der schnell klarmacht, dass es im Falle Shane um weit mehr als nur um eine Vermisstenakte geht. Zunächst einmal hat die Gute nämlich ihre einst beste Freundin, Anna Hendricks, ermordet, was auf den ersten Blick vielleicht noch den US-amerikanischen Alltagsdelikten zuordenbar wäre. Dann aber zeigt der Hilfesuchende ein Polizei-Tape, auf dem die letzte Sichtung Morgans festgehalten wurde – und diese Sichtung verändert alles.
Denn die neuerdings weißkittelige Miss Shane scheint weniger ein Fall für die Polizei als vielmehr für John Sinclair zu sein, hat sie unterdessen nämlich nicht nur jede Menge asiatischen Charme, sondern auch grandiose Beam-Fähigkeiten sowie übermenschliche Kräfte erworben – wie die filmenden Ordnungshüter sicher zu berichten wüssten, wenn sie jetzt nicht zerkaut in der Frontscheibe ihres Dienstwagens hingen. Was ist bloß mit Morgan Shane passiert?
Hilf mir, ich bin besessen!
In genau dieser Frage bittet Morgans Freund die YouTube-Öffentlichkeit (und somit auch dich) um Hilfe, da er selbst – an Leib und Leben bedroht – untertauchen musste. Dazu bedienst du dich nun eines von ihm zur Verfügung gestellten Festplatten-Backups, das sämtliche von ihm gesammelte Indizien enthält; hauptsächlich in Form von Fotos, Videos, Textdokumenten und Bookmarks. In welcher Reihenfolge du dabei in Annas und Morgans Leben herumstocherst, liegt ganz bei dir – lediglich der unterste Ordner des Hauptverzeichnisses ist passwortgeschützt.
Nun lässt dich Daemon_9 allerdings nicht völlig ereignislos im sogenannten „Disk Wrangler Interface“ umherklicken. Dass Morgan etwa ein Besessenheitsproblem hat, teilt sie dir höchstpersönlich und mit dem produktionstechnischen Segen Sadako Yamamuras (The Ring) mit. Ferner sorgen einige visuelle Effekte dafür, dass du dich während deiner Found-Footage-Session niemals allein fühlst.
Horror am Puls der Zeit
Am witzigsten fand ich persönlich aber die Tatsache, dass wirklich jede in Daemon_9 verlinkte Website tatsächlich existiert, wie zum Beispiel die (laut Spiel) gecrowdsourcte Info-Page Savemorganshane.org. Noch dazu sprechen wir hier nicht über lieblos hingeklatschte Beepworld-Nachgeburten des Todes, sondern über recht umfangreiche und passend bis aufwendig designte Netzpräsenzen, die schon so manchen unbedarften Besucher vortrefflich hinters Licht geführt haben dürften.
Angesichts dessen stellte sich mir dann natürlich auch die Frage, ob die spielinternen YouTube-Videos womöglich direkt von YouTube gestreamt werden, doch das ist nicht der Fall. Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, zumal sich einige (vielleicht ja sogar alle) Videoinhalte des Spiels tatsächlich auf YouTube befinden; hochgeladen von eindeutig anonymen Nutzern unter eindeutig uneindeutigen Titeln.
Und so kommt es, dass Daemon_9s verschwörerische Geschichte um ein College-Mädel und einen Computervirus des Bösen ganz besonders aufseiten des Immersionsgefühls punktet. Um genau zu sein, ist mir ein Film-Spiel bzw. Spiel-Film wie dieser/s noch nicht untergekommen. Allem Anschein nach wussten der Filmemacher Jeffrey Jackson und Kollegen, dass Found-Footage-Horror seine Wunschwirkung erst dann erzielt, wenn man ihn aus seinem medialen Korsett befreit. Und der ultimative Beweis dafür ist, dass ich mich schon seit Tagen frage, ob Morgan Shanes Geschichte zumindest teilweise wahr sein könnte…
Fazit: Die Zukunft des Found Footage?
Horrorstreifen wie Paranormal Activity und Grave Encounters mögen ja gut gemeint sein, doch spätestens Daemon_9 zeigt, wo sich die Grundidee des realitätsnahen Horrors am wohlsten fühlt: nämlich in einem medienübergreifenden Videospiel. Curio Productions präsentiert uns hier im Grunde eine konsequente Weiterentwicklung des Found-Footage-Films, die – gemessen am eher bescheidenen Preisetikett von 8,19 Euro (Steam) – vor allem in qualitativer Hinsicht überrascht.
Wem FMV-Spiele wie Her Story gefallen haben, der kann hier eigentlich nichts verkehrt machen.
Klingt spannend. Kommt auf meine Liste der Spiele, die ich in der Rente spielen muss.
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