Seit nunmehr zwei Wochen können Spieler in Strange Loop Games‘ Survival-Management-Simulation Eco eintauchen. Wir haben uns in den Minecraft-artigen Mix aus Grind und Multiplayer-Management begeben.
Überlebe den Meteoriten!
Eco’s Spielkonzept ist ein Langzeit-Objective. In 30 Tagen stürzt ein Meteor auf unseren Planeten – wir müssen es verhindern. Der Haken: Diese Welt besitzt noch keine Industrie, Forschung oder Zivilisation. Innerhalb von 30 Tagen müssen wir also mit den Ressourcen unseres Planeten einen Fortschritt herbeiführen, um in unserem Schicksal nicht den Dinosauriern nachzueifern.
Wer jetzt daran denkt, einfach mit einem riesigen Mining-Clan über den Planeten zu mähen, um jeden letzten Baum zu fällen und jedes Erz zu bergen, wird sein Ableben noch weitaus eher finden. Um den Fortschritt stabil wachsen zu lassen, müssen wir nämlich das Gleichgewicht mit der Natur aufrecht erhalten. Gelingt uns das nicht, drohen uns verdorbener Boden, Luftverschmutzung und eine Spirale des Verderbens. Während sich unser Planet abseits des Bildschirms ja bereits auf dem absteigenden Ast befindet, wie kann dieses soziale Experiment in einem Spiel verlaufen?
Ein Langzeitprojekt im Verlauf
Natürlich werden wir den Meteoriten nicht mit einer primitiven Holz- und Steinkonstruktion bezwingen können. Deswegen beinhaltet Eco bereits zum Early-Access-Start ein tiefgreifendes System aus Klassen, Spezialisierungen und Craftingrezepten, die über Fertigkeitspunkte freigeschaltet werden. In der ungemoddeten Version – Modifizieren von Servern ist bereits ermöglicht – können wir nicht ausreichend Punkte erhalten, um alles alleine zu erreichen. Teamwork ist also essentiell.
Im Idealfall besteht ein Server aus einer ausgewogenen Mischung von
- Zimmermännern, die Holz fällen und bearbeiten;
- Mechanikern, die für Strom, eine Industrie und komplexe Förderanlagen sorgen;
- Steinmetzen, die mit Steinen, Glas oder Beton arbeiten;
- Köchen, die die Bevölkerung mit ausgewogener Nahrung versorgen (ausgewogene Ernährung ermöglicht eine höhere Generierung von Skillpunkten);
- Bauern, die Pflanzen anbauen und ernten;
- Jägern, die Wild jagen und ausnehmen;
- Schmieden, die mit Metallen und Erzen arbeiten;
- Schneidern, die Kleidung und Stoffe vorbereiten.
Diese Berufsklassen haben noch weitere Subklassen oder können kombiniert werden. Wichtig ist jedoch ihre Zusammenarbeit: Denn wenn der Bauer nicht wieder anbaut, was die Zimmermänner an Holz fällen oder an Nahrung essen, wird der Planet aussterben. Sind die Jäger zu ehrgeizig, werden sie eines Tages keine Tiere mehr vorfinden. Wird Abfall (etwa von Schmieden) nicht entsprechend beseitigt, wird der Ackerboden des Bauern verseucht.
Die richtige Community
Auf unseren Test-Ausflügen über die zahlreichen deutschen Eco-Server sind uns dabei einige positive, aber auch negative Beispiele aufgefallen. Denn zu häufig kommen Spieler mit dem Minecraft-Anspruch auf die offenen Server, beanspruchen sich ein Gebiet und farmen ohne Rücksicht auf die Umstände des Servers dessen Ressourcen. Auch gibt es manchmal einfach Uneinigkeiten über die Handhabung der Server-Politik: Soll man die Spieler einfach frei machen lassen oder ihnen mit servereigenen Gesetzen Grenzen setzen? Diese Gesetze müssen von der Mehrheit der Spieler verabschiedet werden, um in Kraft treten zu können. Weitere tiefgreifende Serverelemente organisierter Communitys sind Währungen und ein spielintern gewähltes Oberhaupt, das Steuern für bestimmte Zwecke erheben kann.
Auf der anderen Seite fanden wir uns auch auf Servern wieder, in denen bestimmte Pflanzen bereits vollständig ausradiert oder, wenn überhaupt, nur noch im Privatbesitz einzelner Spieler zu finden waren. Diese ließen uns auf Anfrage zwar meist auf diese Items zugreifen, ein merkwürdiges Gefühl blieb jedoch bestehen.
So wird öfter als es gut ist Server-Betreiber angesprochen, um beanspruchte Gebiete verschollener Spieler wieder freizumachen oder schädliche Spieler zu bannen. Ein Bruch in der Spielatmosphäre, der jedoch in Kauf genommen wird, um den Server vor dem Meteoriten-Einschlag zu retten – wenn er denn stattfindet. Denn ebenso haben sich bereits Communitys hervorgetan, die den Meteoriten komplett aus dem Spiel genommen haben, um ausschließlich auf die Lebens- und Wirtschaftssimulation von Eco zurückzugreifen.
Zwischen Atmosphäre und Grind
Was also ist unser Eindruck von Eco? Das Spielkonzept des verwaltbaren Planeten und einer mehr oder weniger funktionierenden menschlichen Gesellschaft ist hier großartig umgesetzt. Dafür sorgen ein ausführliches Skillsystem und ein Facettenreichtum, das durchaus die Bezeichnung „Simulation“ rechtfertigt.
Aber eben aus diesem Realismus ergeben sich auch gewisse Schwächen. Da sind zunächst natürlich die Spieler selber, die einander auf öffentlichen Servern in die Parade fahren können und werden, was zu häufig die Atmosphäre bricht. Dann besteht im Hauptspiel eine gewaltige Plackerei: Selbst mit Hilfe benötigten wir Stunden, um uns ein einstöckiges Haus aus Holz zu errichten. Es sind die sich stetig wiederholenden Schritte vom Abbauen, Verarbeiten und Platzieren, die gerade für Gelegenheitsspieler zu viel sein dürften.
Zuletzt erfuhren wir zu Beginn der Early Access auch massive Probleme mit der Performance. Bei zahlreichen Spielern pro Server treten oft Netzwerkstörungen auf und Spieler, deren Systeme die minimalen Systemvoraussetzungen erfüllen, werden sich oft nur im einstelligen FPS-Bereich bewegen können.
Was hält die Zukunft bereit?
Strange Loop Games planen mit Eco ein volles Jahr im Early Access zu verbringen. Somit haben sie einiges an Zeit, um gewisse Probleme in der Performance in den Griff zu kriegen und das Balancing im Game zu optimieren. Auch im Bereich der Rechts- und Regierungssysteme von Spielern möchten die Entwickler im Laufe der kommenden Monate noch einige Updates bieten.
Somit lässt sich Eco für alle Fans von Survival- und Management-Spielen empfehlen, die gerne auch mal etwas mehr Zeit und Struktur in ihre Gaming-Sitzungen investieren. Wenn ihr lieber mit Spielern zusammen als gegeneinander arbeitet, werdet ihr in Eco mit etwas Glück einen Server finden, auf dem ihr entspannt jeden Tag lange, wenn auch nicht unbedingt abwechslungsreiche Zeit verbringen werdet.
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