Längst sind Mikrotransaktionen in der Gaming-Welt angekommen – und auch in Survival-Titeln finden sie immer mehr ihren Platz. Ob mit kosmetischen Items, XP-Boosts oder gar zusätzlichen Speicherplätzen: So ziehen euch Entwickler und Publisher das Geld aus der Tasche.
Was sind Mikrotransaktionen?
Mit Mikrotransaktionen ist der Zukauf von Items und anderen Leistungen für bereits erworbene Produkte gemeint. Oftmals werden Dinge angeboten, mit denen Vorteile in Spielen erkauft werden, die andere Spieler auf normale Weise nicht erhalten.
In der Games-Branche sind die Mikrotransaktionen seit Jahren gang und gäbe, gerade in Spielen mit Free2Play-Modell. In den meisten Fällen werden kosmetische Items erworben, mit denen sich der eigene Charakter gegenüber anderen optisch hervorheben lässt. Auch in Survival-Spielen fassen die Mikrotransaktionen immer mehr Fuß und das nicht nur auf kosmetischer Ebene.
Loot Crates und kosmetische Items
Kosmetische Items können in den meisten Survival Games, die einen Ingame-Shop haben, gefunden werden. Sie bieten den Käufern keinerlei Vorteile gegenüber anderen Spielern und dienen nur der optischen Aufwertung des eigenen Charakters. In den meisten Fällen sind die „Skins“ für Waffen und Ausrüstung in Lootkisten zufällig versteckt. Diese Kisten könnt ihr mit echtem Geld käuflich erwerben oder manchmal auch kostenlos im Spiel erhalten. Der Clou? Ihr benötigt oftmals einen passenden Schlüssel, der ebenfalls käuflich erworben werden muss.
Beispiele dafür bieten PlayerUnknown’s Battleground und H1Z1. In beiden Battle-Royale-Titeln könnt ihr Lootkisten erspielen, die Skins oder weitere kosmetische Ausrüstung enthalten. In PUBG könnt ihr die meisten Kisten durch im Spiel erhaltene Punkte kaufen. Im seltenen Fall bekommt ihr eine verschlossene Truhe, die mit einem Schlüssel geöffnet werden muss. Diesen Schlüssel erhaltet ihr für etwa 2€ im Shop. Im Community-Markt von Steam könnt ihr außerdem von anderen Spielern Skins, Truhen und Keys kaufen. Die Preise rangieren je nach Item zwischen wenigen Cents bis Hunderten von Euro.
In H1Z1 ist das Ganze schon etwas komplexer. Durch tägliche Missionen könnt ihr sogenannte „Skulls“ erspielen, die ihr wiederum gegen Skins oder einfache Lootkisten eintauschen könnt. Habt ihr doppelte Skins, könnt ihr sie gegen „Scraps“ verschrotten und diese ebenfalls gegen zufällige Beute eintauschen. Den größten Erfolg mit Lootkisten habt ihr jedoch erst, wenn ihr gegen Echtgeld „Crowns“ kauft – und diese dann gegen wertvolle Kisten eintauscht. Dabei müsst ihr bereits für das günstigste Paket 1500 Crowns bezahlen, umgerechnet 15€ (500 Crowns = 5€). Für etwa 130€ stellt das teuerste Pack zumindest sicher, dass ihr in den 50 Truhen ein oder mehrere legendäre Skins erhaltet.
Auch wenn die kaufbaren Zusatzinhalte keine spielerischen Vorteile bringen und somit nicht zum stark kritisierten Pay2Win-Modell gehören, sind die Preise dennoch Wucher. Das hält viele Spieler aber nicht davon ab, den Shop regelmäßig zu benutzen. Die Sammelsucht und der Drang besonders hervorzustechen, sorgen dafür, dass wir uns immer wieder dabei ertappen, ungewollt Geld auszugeben. Die Entwickler machen sich dieses Verhalten der Spieler zunutze und ziehen uns regelrecht das Geld aus der Tasche.
Der Gipfel des Eisbergs: Kostenpflichtige Speicherplätze
Den ersten Platz der unverschämten Mikrotransaktionen jedoch teilen sich gleich zwei Spiele: Life is Feudal: MMO und das erst kürzlich veröffentlichte Metal Gear: Survive. Beide Spiele bieten einen Ingame-Shop, in dem man unter anderem Booster für diverse Tätigkeiten kaufen kann – und das ist der erste Schritt zum Pay2Win-Modell. Dennoch hört man in der Community sehr wenig darüber, da beide Titel es geschafft haben, dem noch eins draufzusetzen.
Möchtet ihr in genannten Spielen etwa einen zweiten Charakter erstellen, müsst ihr zirka 10€ für einen zusätzlichen Speicherplatz in Metal Gear: Survive bzw. für ein Ticket nach Abella in Life is Feudal: MMO aufwenden. Wieso tun Entwickler so etwas? Wenn nur ein Charakter erlaubt ist, wieso dann überhaupt die Option bieten, mehrere erstellen zu können? Hier ist wohl die reine Geldgier am Werk, und die negative Kritik der Spieler ist absolut gerechtfertigt.
Ein Licht am Ende des Tunnels? Der Battlepass
Der Battlepass von Fortnite Battle Royale ist ein kostenpflichtiges System, das die Chance, kosmetische Belohnungen zu erhalten, erhöht. Ihr erhaltet sie für das Leveln und das Abschließen von Herausforderungen – vom Full Space Outfit bis hin zum beliebten „Take The L“-Emote. Viel zu spielen, gut zu sein und die Herausforderungen zu bestehen, bringt den Spielern neue Belohnungsstufen, von denen es insgesamt 100 gibt. Es gibt den Basic Pass und den Premium Battlepass, der umgerechnet etwa 10€ pro Multi-Monat-Saison kostet.
Spieler, die nicht für die Premium-Version bezahlen, erhalten weniger interessante Belohnungen, wenn sie eine Stufe aufsteigen. Wie beispielsweise einen normalen Salut-Emote statt „Take The L“. Nach der letzten Saison, die ab Mitte Dezember bis zum 21. Februar lief, hatte Fortnite Entwickler Epic Games 30 weitere Stufen zusammen mit 30 zusätzlichen Belohnungen hinzugefügt. Nach Epic Games soll es zwischen 75 bis 155 Spielstunden benötigen, die Stufe 100 zu erreichen. Es gibt grundlegende Herausforderungen, die jeder versuchen kann, aber Premium-User bekommen jede Woche neue.
Die Aufgaben sind vielfältig und variieren: “Scharfschützen Abschüsse (0/2)”, “Mit einem Sturmgewehr Schaden verursacht (0/1,000)” oder “Sucht Kisten in den Wailing Woods” gehören noch zu den einfachen Missionen – während “Sucht zwischen einem Pool, der Windmühle und einem Regenschirm” das Wissen – insbesondere die Map-Kenntnisse der Spieler – herausfordern.
Hier bekommen Spieler also nicht nur tolle Belohnungen für ihr Geld, sondern auch zusätzliche Aufgaben, die Spieler dazu motivieren, auch mal andere Spielweisen auszuprobieren oder die Map weiter zu erkunden. Außerdem erfahren Spieler, mit welchem Level sie die Belohnungen erhalten. Der Battlepass ist transparent und baut nicht auf einem zufälligen System auf – Spieler wissen also genau, was sie bekommen.
Trend setzt sich leider fort
Der Trend, Spielen zusätzliche Einnahmequellen hinzuzufügen, wird immer populärer und setzt sich fort. Gerade die jüngere Generation wird von diesem Phänomen gefesselt und gibt oftmals hunderte Euro aus, bevor sie merken, was sie da eigentlich tun. Es ist wie ein Geschwür, das immer weiter wächst und die Gaming-Welt verseucht.
In manchen Fällen kommen die Einnahmen der weiteren Entwicklung des Titels zugute. Gerade bei Free2Play-Titeln muss eine Lösung her, die eine fortwährende Betreuung des Spiels seitens der Entwickler oder Publisher gewährleistet – Server und Mitarbeiter wollen nun einmal bezahlt werden. Immer öfter steht aber einfache Geldgier hinter der Entscheidung, einen Shop in das jeweilige Spiel zu implementieren. Gerade Vollpreistitel benötigen in der Regel keine Mikrotransaktionen und trotzdem werden sie integriert. So lange Spieler dieses System nicht boykottieren und weiterhin ihr Geld ausgeben, werden die Entwickler (und ganz besonders die Publisher) dies zunehmend ausnutzen.