Am 16. September startete Vitali Kirpo mit seinem Ein-Mann Projekt Ragnorium in die Early Access Phase. Unser Autor Steven hat sich den von Devolver Digital veröffentlichten Titel etwas genauer angeschaut und erzählt dir, warum du dir den Kolonisations-Simulator definitiv einmal anschauen solltest.
Darum geht es: In der Vergangenheit gab es ein nicht abwendbares Ereignis, welches den größten Teil der menschlichen Population dezimierte. Aus der restlichen Bevölkerung entstanden daraufhin zwei große Fraktionen, welche den Frieden untereinander bewahren wollten. Dieser Frieden scheint jedoch nicht mehr lange anzuhalten. Daher wirst du jetzt beauftragt, eine neue Welt zu kolonisieren. Und da die Ressource Mensch dafür zu wichtig ist, bekommst du für dein Unterfangen ein paar Klone zur Seite gestellt. Diese sollen den Grundstein deiner neuen Zivilisation legen.
Bevor du dir jedoch Gedanken darüber machen musst, wie man den Aufbau einer Kolonie richtig angeht, musst du deine Klone erst einmal an den gewünschten Ort befördern. Dazu musst du zuerst ein Raumschiff bauen. Aber keine Angst, du musst dabei keine Aerodynamik beachten oder die richtige Anzahl der Booster berechnen, wie in einem Kerbal Space Programm. Ragnorium macht es dir hier wesentlich leichter. Das Grundgerüst wird relativ fix zusammengesetzt, allerdings geben manche Bauteile einen gewissen Bonus wie zum Beispiel mehr Nahrung im Nahrungspod. Du kannst anfangs vier Pods an deine Rakete bauen. Diese können entweder einen Klon oder Nahrung transportieren. Du entscheidest; nimmst du lieber drei Klone mit, um schneller zu wirtschaften, oder lieber doch ein Nahrungspod mehr, um deine Klone länger über Wasser zu halten.
Auch Klone haben persönliche Stärken
Als Nächstes musst du überhaupt erst Klone erschaffen. Hier kannst du zwischen verschiedenen Abstammungen und Geschlechtern entscheiden. Jeder Klon bringt dabei einen gewissen Perk mit sich, wie einen höheren Lebenspunkte-Wert oder ein Plus bei der Baugeschwindigkeit. Du entscheidest, wie dein Klon-Team zusammengestellt wird. Im späteren Verlauf kannst du auch bessere Klone freischalten, die dann noch weitere und bessere Perks besitzen.
Dein Raumschiff überfliegt die Planeten-Oberfläche und du musst dir jetzt einen geeigneten Ort suchen, an dem du deine Kolonie starten möchtest. Nach der Landung der einzelnen Pods kann es losgehen. Du weckst deine Klone auf und weist ihnen die ersten Aufgaben zu. Hierbei ist zu beachten, dass sich jede zugewiesene Aufgabe hinter den Bestehenden einreiht. Das heißt im Klartext, ist einer deiner Klone dabei einen Baum zu fällen, wird er die neue Aufgabe erst beginnen, sobald der Baum liegt, keine Sekunde früher. Diesen Aspekt solltest du immer im Hinterkopf behalten, damit du dich nicht wunderst, warum eine bestimmte Aufgabe auch nach zehn Minuten noch nicht begonnen wurde.
So bewegst du dich durchs Spiel: Im Allgemeinen hast du die volle Entscheidungsfreiheit, wie du deine Kolonie aufbaust. Um dir jedoch eine Richtung vorzugeben, gibt es sogenannte Research-Missionen. Durch das erfolgreiche Abschließen dieser Missionen bekommst du Erfahrungspunkte und neue Freischaltung beziehungsweise Erweiterungen für den Bau deiner Kolonie. Du kannst zu Beginn zwar ein Lagerfeuer bauen, bekommst jedoch erst durch eine Research-Mission die Möglichkeit, das Feuer zu entzünden. Diese Missionen zwingen dich auch mehr oder weniger dazu, deine Umgebung zu erkunden, in der du wiederum viele neue Items finden kannst.
Hast du genug Aufgaben erledigt und Erfahrungspunkte gesammelt, steigst du im Level auf. Das erlaubt dir, eine weitere Mission zu starten und dir weitere hochstufige Klone als Verstärkung zu schicken. Zudem kannst du deine Klone auch spezialisieren. Von Holzarbeiten bis zum Kampf gibt es viele verschiedene Ausrichtungen, die du ihnen zuweisen kannst. In der Welt kannst du auch etliche Objekte finden, die deinen Klonen ebenfalls einen Bonus auf gewisse Fähigkeiten bringen können. Was aber ganz oben auf deiner Liste stehen sollte, ist das Befinden und die Bedürfnisse deiner Helfer.
Individuelle Bedürfnisse
Das sind die Bedürfnisse deiner Klone: Ähnlich wie in Rim World oder anderen Vertretern des Genres musst du die Bedürfnisse ganz genau im Augen behalten. Auch wenn es nur Klone sind, werden Sie Müde, können sich überarbeiten und Abneigung einer bestimmten Aufgabe gegenüber empfinden. Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Wärme sind immens wichtig für das Überlegen.
Ragnorium geht hier sogar noch einen Schritt weiter, denn deine Klone können auch Scham empfinden. Schließlich starten deine Klone nackt. Ja genau, du solltest also relativ zügig für Klamotten sorgen. Dauert es zu lange, werden die Klone sogar erfinderisch und heften sich Blätter vor ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen. Auch Kopfbedeckungen können mitunter ziemlich witzig werden, wenn der ein oder andere Klon anfängt, sich irgendwelche Äste auf den Kopf zu setzen.
Das benötigen deine Klone auch: Neben Kleidungen brauchen deine Kolonisten auch ein Dach über dem Kopf. Auch hier fängt man relativ früh an, aus Holz einfache Behausungen zu bauen. Diese kann man im weiteren Spielverlauf immer weiter vergrößern. Auch in die Höhe kannst du diese Hütten brauen und daraus mehrstöckige Wohnblöcke gestalten. Mit fortschreitenden Technologie-Skills kannst du zum Bauen auch bessere Materialien verwenden und so noch stabilere Häuser bauen. Diese kannst du auch mit diversen Möbeln ausstatten und deinen Kolonisten eine wahre Wohlfühloase errichten.
Es ist wirklich beeindruckend, an was der Entwickler alles gedacht hat. Selbst biologische Ausscheidungen und Krankheiten beziehungsweise Verletzungen stehen an der Tagesordnung. Du siehst, das Unterfangen kann sehr komplex werden. Umso mehr begeistert es uns, dass Vitali Kirpu es super hinbekommen hat, das alles relativ intuitiv zu gestalten. Ich habe mich nun schon etliche Stunden auf der neuen Welt herumgetrieben und noch nicht alles gesehen, geschweige denn das Ende, sofern es eines gibt, erreicht. Da der Titel auch erst vor Kurzem in die Early-Access-Phase gestartet ist, wird wohl noch eine Menge neuer Sachen hinzugefügt werden.
Eine sehr spezielle Optik
Worauf du dich auf jeden Fall bei Ragnorium einlassen musst, ist der etwas eigenwillige Grafikstil. Du steuerst deine geklonten Kolonisten aus der Iso-Perspektive, welche mit Chroma Aberration und weiteren Effekten versehen wurde. In den ersten Tagen der Early-Access-Phase war das Spiel zudem mit einem Pixel Filter versehen. Auf Wunsch der Community wurde dieser kurz darauf jedoch wieder entfernt, beziehungsweise lässt sich nun optional in den Grafikeinstellungen hinzuschalten.
Insgesamt wirkt das Bild so, als ob man das Geschehen über eine Art Überwachungskamera betrachtet. Ich persönlich bin eigentlich eher Fan von klaren und knackigen Bildern, konnte mich aber auf jeden Fall mit der Optik anfreunden.
Das ist aktuell ein Manko: Eine weitere aktuelle Baustelle betrifft die Auflösungen. Keine Sorge, die gängigsten Auflösungen im 16:9 Format sind vorhanden. Solltest du jedoch Besitzer eines Ultrawide Monitors sein, welcher im 21:9 oder sogar 32:9 flimmert, musst du derzeit noch mit Kompromissen leben beziehungsweise spielen. Laut Aussagen des Entwicklers steht das Thema Ultrawide Support aktuell nicht im Fokus. Der Grund dafür ist ganz einfach, er besitzt einen solchen Monitor derzeit nicht. Dies ist zwar bisher nur Spekulation meinerseits, aber ich bin davon überzeugt, dass wir bis zur finalen Version einen Ultrawide Support erhalten werden. Genug Anfragen hat er dazu auf jeden Fall schon bekommen.
So versendest du selbst Feedback: Möchtest du mit deinem Feedback dem Entwickler helfen, gibt es zwei einfache Wege. Du kannst zum einen über die Steam Diskussion dein Feedback veröffentlichen, auf welches Vitali fast immer direkt antwortet. Ein weiterer Weg ist der Ragnorium Discord Server. Hier kannst du mit anderen Spielern und dem Entwickler direkt über mögliche Verbesserungen sprechen. Hier stellt Vitali auch oft Bestandteile des nächsten Updates vor und holt sich das Feedback der Community ein. So eine enge Zusammenarbeit habe ich schon lange nicht mehr gesehen und gefällt mir extrem gut. Auch die Update-Frequenz ist aktuell sehr vorbildlich. Teilweise kommen mehrere Updates innerhalb weniger Tage heraus.
Erster Eindruck
Trotz des etwas speziellen Grafikstils, an den ich mich erst etwas gewöhnen musste, macht mir Ragnorium wirklich viel Spaß. Alle Gameplay Elemente sind durchdacht und man wird stetig mit neuen Items oder Baumöglichkeiten für seine Siedlung belohnt. Auch in Sachen Schwierigkeitsgrad ist Ragnorium aktuell bereits sehr gut ausbalanciert. Bedenke aber, dass sich das Spiel erst seit Kurzem im Early Access befindet. Dir könnte also bestimmt der eine oder andere Bug über den Weg laufen. Insgesamt läuft Ragnorium aber bereits ziemlich rund und wird mich sicherlich noch viele Stunden vor den Bildschirm zerren.
Falls du jetzt Lust auf Ragnorium bekommen hast, kannst du dir das Spiel aktuell für 20,99 Euro via Steam käuflich erwerben. Dazu empfehle ich dir auf jeden Fall im Discord vorbeizuschauen, um auch direkt Feedback an den Entwickler geben zu können. Selbst im aktuellen Status bietet dir Ragnorium genug Content, um dich zig Stunden vor den Bildschirm zu fesseln. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich Ragnorium entwickeln wird und ob es sich letztendlich in dem Nischengenre gegen die Konkurrenz behaupten kann. Mehr als genug Potenzial hat es auf alle Fälle.