Wisst ihr noch? Im April 2015 kam es zu einem kleinen Erdrutsch im Survival-Horror-Genre, als Konami die Einstellung von Silent Hills bekanntgab. Es war ein absolutes No-Go: Silent Hills, die vermeintliche Rettung einer Kultserie, dieser Lottoschein mit sechs Richtigen – einfach so in den Kamin geschnippt. Doch des einen Leid ist bekanntlich immer auch des anderen Freud, und so machten sich gleich mehrere Entwickler an ihre eigenen Versionen von P.T., dem „Playable Teaser“ zu Silent Hills. Die bekanntesten Vertreter dieser Riege, Allison Road und Visage, sind allerdings bis heute nicht fertiggestellt – und könnten nun von Silent Descent überholt werden.
Silent Descent: Kojima missfällt das
Zwar befindet sich der ziemlich dreiste P.T.-Klon von Deceptive Games erst seit dem 14. November im Early-Access-Programm von Steam. Dort wird er jedoch nicht lange verweilen: Schon im Januar soll Silent Descent als Vollversion Angst und Schrecken verbreiten. Aber wird es das auch? Die Zeichen dafür stehen, wie wir nach dem kompletten Durchspielen der aktuellen Version 0.86 sagen können, gut. Denn die Entwickler aus Wales sind nicht nur außerordentlich gute Copycats, sie haben auch ein Händchen für zermürbende Scares – wie sie bereits im zweiten „Loop“ unter Beweis stellen.
Denn wie es „dreister Klon“ ja schon implizierte, funktioniert Silent Descent haargenau wie sein PS4-Vorbild: Der Protagonist ist in einer Horror-Sequenz gefangen; das heißt, dass er immer und immer wieder den langen Korridor seines Hauses entlang schlendern und zu guter Letzt in den Keller hinabsteigen wird. Ein Alltagssimulator also? Nein, denn anders als im realen Leben handelt es sich nicht um den immer gleichen Loop. Das Haus verändert sich, wird dunkler, blutiger und vor allem gefährlicher – etwa mit dem Auftritt des ersten von gegenwärtig zwei Antagonisten. Seine zombieartige Erscheinung wird von metallischen Endgliedmaßen getragen, mal durch die diesseitige Wohnung, mal durch die „jenseitige“. Sprich, durch ein diabolisches Abbild des Hauses in einer diabolischen Anderswelt.
Naheliegend: Silent Hill meets Silent Hills
Verfolgungsjagden in einer Paralleldimension – ja, auch das kommt uns irgendwie bekannt vor. Besonders, wenn wir dabei von einer dunklen, metallischen Abstraktion der „realen“ Welt sprechen, denn das ist das Hauptmerkmal von Silent Hill. Fast schon könnte man im Falle von Silent Descent also von einer Silent-Hill-Vollbedienung sprechen, fehlten hier nicht die serienprägenden, cineastischen Cutscenes: Die dramatische Story um ein unglückliches Ehepaar wird leider nur von einigen umherliegenden Notizzetteln erzählt.
Aktuell umfasst Silent Descent bereits stolze 39 Sektionen, die binnen ungefähr zwei Stunden durchgespielt werden können (so ihr knackige Rätsel relativ flott zu knacken vermögt). Die Entwickler planen, bis zur Veröffentlichung noch etwa 45 Minuten Gameplay hinzuzufügen, was Silent Descent zu einem eher kurzen Survival-Horror-Vergnügen machen wird. Wir für unseren Teil waren jedoch überrascht, dass wir tatsächlich nur zwei Stunden lang durch die extrem wandlungsfähige Behausung gezogen waren – und wir freuen uns schon, den vielversprechenden Titel im Januar sehr genau unter die Lupe nehmen zu können. Vorausgesetzt natürlich, dass Hideo bis dahin keinen Pyramid Head mit Paragraphenprügel in Richtung Wales schicken sollte…