Seit dem 12. Mai 2020 ist das Cyberpunk Point & Click Adventure VirtuaVerse des Indie-Studios Theta Division auf Steam erhältlich. Wir haben den Trip in die Dystopie gewagt und erzählen dir, was dich in der düsteren Zukunft erwarten wird.
Das ist VirtuaVerse: VirtuaVerse ist ein klassisches Point & Click Adventure im Pixellook ganz im Stile der alten Lucas Arts Adventures. Wie man es in diesem Genre gewohnt ist, kombinierst und diskutierst du dich durch eine düstere Cyberpunk Welt und deckst dabei eine weitreichende Verschwörung auf.
Über unseren Autor! Unser Autor Steven spielt schon seit seiner Jugend gerne Point & Click Adventures. Allerdings eher notgedrungen, weil sein Computer damals nicht die Spiele geschafft hat, die seine ganzen Freunde gespielt haben. Daraus entwickelte sich letztendlich eine große Leidenschaft. Er spielte sich bis heute quer durch das Point & Click Adventure Genre. Indiana Jones, Day of the Tentacle oder die Broken Sword Reihe und viele weitere werden auch heute noch regelmäßig installiert. Und seid euch sicher, er weiß auch ganz genau, wann welcher Pirat in Tortuga aufgeknüpft wurde!
Wo ist sie bloß?
Das ist die Story: Die Geschichte von VirtuaVerse spielt in einer düsteren Zukunft, in der sich die meisten Menschen mit AVR Brillen in eine vermeintlich bessere Welt zurückziehen. In dieser voll digitalisierten Welt leitet und überwacht der Staat mithilfe modernste Techniken seine Bevölkerung. Einige wenige wie Nathan, der Protagonist des Spiels, entziehen sich dieser vermeintlich wundervollen Realität. Nathan ist ein Technikexperte und zudem im Import- und Exportgeschäft von nicht überwachungsfähiger Technologie tätig. Auf gut Deutsch gesagt: Er schmuggelt alte Hardware, verdient sich so seinen Lebensunterhalt und bastelt allerhand technische Gadgets.
Die eigentliche Geschichte startet, als Nathan in seiner Wohnung erwacht und seine Freundin Jay verschwunden ist. Lediglich ein kleiner Hinweis, der von ihr mit dem Lippenstift auf einen Spiegel geschrieben wurde, führt uns weiter. Nathans erste Hauptaufgabe ist es nun, Jay zu finden und zu erfahren, warum sie so überstürzt abgehauen ist. Sehr schnell wird ihm dabei bewusst, das hier noch einiges mehr vorgehen muss, als es zunächst den Anschein hat.
Während deiner Reise triffst du auf viele witzige und groteske Charaktere. Zwischen Dealer, Poser und einem BDSM-Pärchen, ist so ziemlich alles Vertreten, was in so ein verrücktes Cyberpunk-Setting passen würde. Ebenfalls sehr witzig sind die vielen Anspielungen an Techniken vergangener Zeiten. Wem also Jumper oder Modem-Einwahlsounds ein Begriff sind, wird in VirtuaVerse voll auf seine Kosten kommen.
Klassische Point & Click Kost
So spielt sich der Titel: Bei VirtuaVerse handelt sich um ein waschechtes Point & Click Adventure. Dabei kommt es ganz ohne SCUMM Interface aus, bietet aber trotzdem alle Möglichkeiten, die auch die bekannten Verben mit sich bringen würden. Es gibt eine, maximal zwei Auswahlmöglichkeiten, je nachdem über was für ein Objekt man sich befindet. Möchte man mit einem Gegenstand interagieren, kann man diesen entweder untersuchen oder benutzen beziehungsweise aufheben. Bei einer Person schaut man sich diese entweder an oder startet den Dialog. Bei Items aus dem Inventar gilt das Gleiche. Man kann sie entweder untersuchen oder mit anderen Gegenständen aus dem Inventar oder der Spielwelt kombinieren oder sie einer Person überreichen.
Das Inventar- und Interaktionssystem ist den Entwicklern schon einmal sehr gut gelungen. Wo VirtuaVerse aber richtig punkten kann, ist das Rätseldesign. VirtuaVerse ist definitiv kein leichter Vertreter des Genres. Man muss schon gehörig um die Ecke denken können, um bei dem einen oder anderen Rätsel auf die Lösung zu kommen. Einige Male habe ich mich auch dabei ertappt, wie ich schon fast aus Frust wahllos die merkwürdigsten Gegenstands-Kombinationen ausprobiert habe. Bin ich dann in diesem Zuge aber tatsächlich auf die Lösung gekommen, war diese Kombination aber durchaus sinnvoll. Wie gesagt, VirtuaVerse ist anspruchsvoll aber niemals unfair.
Umso wichtiger ist es beispielsweise, bei Dialogen zwischen den Zeilen zu lesen. Ohne groß Spoilern zu wollen, trifft man relativ zu Beginn des Spiels auf einen Mann, der von sich selber behauptet ein liebevoller und treuer Ehemann zu sein. Zwischen den Zeilen gibt er dadurch allerdings einen mehr als deutlichen Hinweis darauf, wo sein Schwachpunkt liegt. Kurz um die Ecke gedacht und schon solltest du auf die Lösung kommen.
Pixel Reizüberflutung
Wie eingangs erwähnt ist VirtuaVerse ein Retro-Pixel Point & Click Adventure. Und auch hier kann man die Entwickler eigentlich nur loben. Die Settings sehen Cyberpunk-mäßig abgedreht aus und bieten durchaus einiges an Abwechslung. Im Laufe der Geschichte erkundet man auch Dschungel- oder Wüstenlandschaften, die ebenfalls einen ganz eigenen Charme versprühen. Lediglich zu Beginn des Spiels, wenn man das erste Mal den Stadtbereich betritt, war es für mich ein wenig zu viel Reizüberflutung. Ich habe mich zwar sehr schnell daran gewöhnt, aber anfangs war es schon ein wenig anstrengend.
Auch die Charaktere und deren Animationen sind für den Grafikstil extrem gut geworden. Meist kann man schon beim ersten Anblick erkennen, was für eine Art Typ wir vor uns haben. Sobald wir im Spiel die AVR Brille repariert haben, legen sich zudem auf die normale Spielwelt noch diverse Spam-Werbungen oder AR Graffitis. Es ist vermutlich schwer vorzustellen aber ich habe tatsächlich bei einem Pixelart Game gedacht: „Wow, was ist das für eine tolle Optik“.
Voll auf die Ohren
Auch in Sachen Soundeffekte, Ambiente und Soundtrack haben sich Theta Division nicht lumpen lassen. Regen oder Motorengeräusch unseres Motorrades, alles klingt glaubwürdig und passt super in die jeweilige Szenerie. Was mich förmlich umgehauen hat, war der fantastische Soundtrack. Die von Blood Music beigesteuerte Elektro Tracks passen perfekt in die Cyberpunk Welt von VirtuaVerse und haben selbst mir, einen eingefleischten Metal-Fan, sehr gefallen.
Um zu verdeutlichen, wie sehr die Entwickler auch in Sachen Sound auf Details geachtet haben, möchte ich ein kurzes Beispiel nennen. Ihr kommt im frühen Spielverlauf in einen Klub, in der gerade eine Band ein Konzert gibt. Je nachdem ob ihr euch im Saal, in der Bar nebenan oder in einem Flur befindet, klingt die Musik anders und wird gedämpft. Irgendwann landest du im Raum des Tontechnikers. Dieser Raum ist so schallisoliert, dass ihr von der Musik an sich nichts mitbekommt, da der Tontechniker aber alles über seine Monitore überwacht, hört ihr den gequälten Sound aus den Monitorlautsprechern.
Keine Kritik?
Tatsächlich habe ich an VirtuaVerse nur sehr wenig zu bemängeln. Insgesamt ist es ein wirklich rundes Paket, was uns die Entwickler hier abgeliefert haben. Was mich dabei noch am meisten gestört hat, war, dass ich ab und zu mit der Maus über die beiden Auswahlmöglichkeiten drüber geflogen bin, wenn ich mit einem Objekt oder einer Person interagieren wollte. Sobald man rechts oder links an beiden Button mit der Maus vorbeizieht, werden diese wieder ausgeblendet und man muss das Objekt von neuen anwählen. Das ist zwar meckern auf höchsten Niveau aber mir des Öfteren passiert.
Sonst hatte ich nur ein zwei Clipping Fehler, die aber auch nicht wirklich schwer ins Gewicht fallen. Lobend muss man zusätzlich hervorheben, dass Theta Division sehr bemüht ist, Fehler aus dem Spiel zu beseitigen. Seit der Veröffentlichung am 12. Mai sind bereits fünf Patches erschienen, die jeden noch so kleinen Bug beseitigen sollen. Das macht auf mich auf jeden Fall einen sehr guten Eindruck.
Fazit
Selten ist es mir so leicht gefallen, eine Kaufempfehlung für ein Spiel zu geben, wie jetzt. Solltest du gerne Point & Click Adventure-Spiele spielen und dich ein wenig mit dem Cyberpunk Setting arrangieren können, führt eigentlich kein Weg um VirtuaVerse herum. Bevorzugst du optisch allerdings eher Titel wie Deponia oder die Broken Sword Reihe, könnte dich der Pixelart Stil vielleicht etwas abschrecken. Ich rate dir in diesem Fall aber dazu, über deinen Schatten zu springen und dem Spiel eine Chance zu geben. Es wird sich wirklich lohnen.
Hast du außerdem bei der Erwähnung eines 56K-Modems direkt ein gewisses markantes Geräusch im Kopf, solltest du dir VirtuaVerse auf jeden Fall kaufen. Bei einem regulären Preis von gerade einmal 15 Euro auf Steam brauchst du auch eigentlich nicht mehr lange zu überlegen. Da gab es in der Vergangenheit bereits etliche Beispiele, die für einen höheren Preis, weniger geboten haben. Ich von meiner Seite aus, habe sehr viel Spaß mit VirtuaVerse gehabt und würde fast behaupten, dass der Titel in keiner Point & Click Sammlung fehlen darf.