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Die dritte Staffel von Telltales‘ The Walking Dead Series ist jetzt vollständig erhältlich. Für Fans der ersten beiden Staffeln gibt es hierbei eine Überraschung: In A New Frontier lernen wir eine neue Gruppe von Überlebenden kennen. Ein neuer Anfang für die Serie?
Eine neue Geschichte
Haben wir in den ersten beiden Teilen noch das Mädchen Clementine kennen und lieben gelernt, versetzt uns A New Frontier in die Rolle von Javier, einem gescheiterten Baseball-Profi, der nach dem Verschwinden seines Bruders für dessen Frau und zwei Kinder sorgt. Die ohnehin schon dramatische Flucht durch die Postapokalypse der wandelnden Toten spitzt sich für diese Familie zu, als sie in einen Konflikt mit der Gruppe der New Frontier gerät.
Trotz der neuen Charaktere gelingt es den Entwicklern hierbei, die Geschichte von Clementine gut an den dritten Teil anzuknüpfen, sodass der Titel einsteigerfreundlich ist, aber dennoch sauber an die Vorgänger anschließt. „Familie“ steht hier als großer Fokus im Mittelpunkt, ebenso wie die Erkenntnis, wer wir eigentlich sind. Ein hoher philosophischer Ansatz, dem Telltale hier nacheifert.
Vom Regen in die Traufe
Gameplaytechnisch setzt Telltale auf Altbewährtes: Während Dialogphasen wählen wir unter Zeitdruck zwischen verschiedenen Antworten oder Stillschweigen. Kämpfe laufen ausschließlich über Quicktime-Events, in denen ein Versagen jedoch meist in einer einfachen Wiederholung des jeweiligen Kampfes ended oder sogar komplett verziehen wird. Für die Spannung beinhaltet jede der fünf Episoden Dialogszenen im Zentrum als auch spannende Kampfszenen am Ende – ein Kreislauf, der leider zu repetitiv wirkt. Technisch wirkt der Titel bis auf wenige visuelle Glitches sauber, die jedoch ausreichen, um die Immersionen gesamter Spielszenen zu stören.
Es mag vielleicht auch in der Natur von The Walking Dead liegen, dass sich Entspannung und Zerstörung abwechseln. A New Frontier weicht in diesem Falle nicht vom Muster ab und stürzt uns somit von einer Katastrophe in die nächste. So versuchen wir unser bestes, um mit Leidenschaft und Hingabe unsere Gruppe zusammen und am Leben zu halten. Die Spielimmersion wird von gut geschriebenen Charakteren aufrecht erhalten, die ihre eigenen Probleme und Einstellungen mit sich bringen.
Das Dilemma mit Entscheidungen
Von Beginn an stand Telltale mit ihren interaktiven Geschichten vor einem Problem: Die Bedeutung von Entscheidungen prägt jeden ihrer Titel, und davon gibt es Dutzende mit mehr oder minder schweren Auswirkungen. Wie Wurzeln müsste sich die Story bei jeder Entscheidung weiter verzweigen und individueller gestalten. Doch eine solch massive Aufteilung über drei verschiedene Teile mit hunderten von Entscheidungen und Dialogoptionen ist einfach nicht möglich in der Umsetzung. Die traurige Folge sind belanglose Entscheidungen: So sind die meisten Story-Aspekte festgeschrieben und lassen sich nicht vermeiden, ähnlich verhält es sich mit den Charakterentwicklungen.
Aus diesem Grund eignen sich diese Titel oft nur zum einmaligen Durchspielen, wo The New Frontier mit nur acht Stunden Spielzeit über fünf Episoden leider ebenfalls unbefriedigend sein kann. Abseits von dieser genretypischen Entscheidungs-Problematik ist der Titel aber durchaus spielens- oder zumindest sehenswert. Die gut geschriebene Familie García lässt uns nicht nur mit ihren Momenten der Verzweiflung in der Apokalypse, sondern ebenso mit ihren Rückblicken auf ein zerrüttetes Verhältnis zweier Brüdern oft den Atem stocken.
Es fiel uns leicht, für diese Familie Empathie aufzubauen und genau hier fingen unsere Entscheidungen an, ihr Gewicht zu finden. Es war weniger die Handlung, auf die wir Einfluss nehmen konnten und wollten, sondern die Charaktere. Sagen wir zum Beispiel unserem Neffen, dass sein Kindheitsfreund einer der Untoten geworden ist? Solche handlungstechnisch unbedeutenden Entscheidungen nehmen zunehmend eine ähnliche Schwere für uns als Spieler ein, wie die Entscheidung über Leben und Tod eines Feindes.
Eine gute Geschichte – aber auch mehr?
Es ist nicht einfach, für A New Frontier eine Kaufempfehlung auszusprechen: Die acht Stunden Spielzeit und mangelnder Wiederspielwert werden nur durch die Qualität der Charaktere und Emotionen innerhalb der Story gerettet. Betrachtet man den Titel jedoch über das einmalige Spielen hinaus ergeben sich Lücken und Probleme, die das Erlebnis nachträglich beschädigen. Davon unbeeinflusst bleibt das Gesamtbild der The Walking Dead Series für uns positiv, da es nach den ersten zwei Teilen einen neuen Ansatz für die Fortsetzung der Geschichte bietet.