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Kalt, nass und hart? Survival “in echt” - Ein Erfahrungsbericht

Verfasst: 13. Apr. 2023
Aktualisiert: 12. Apr. 2024

Deutsch

Dunkelheit, Kälte, Nässe - Diese unbarmherzige Dreifaltigkeit tobt um mich herum, während ich in meinem Schlafsack unter einem 3x3 Meter großen Tarp mitten im Wald kauere. Kurz bevor ich einschlafe, wird mir klar: Es ist kalt und nass, aber das hier ist nicht hart - sondern unglaublich befreiend.

Info: Dieser Text ist ein Erfahrungsbericht unserer Autorin Sara Petzold, die an einem Survival/Bushcraft-Kurs teilgenommen hat. Der Kurs fand bei Bushcraft Wesertal in der Nähe von Kassel statt und dauerte 24 Stunden. Inhalt des Kurses waren unter anderem das Errichten eines Unterschlupfes für die Nacht, Feuermachen, Trinkwasseraufbereitung und die Navigation mit Karte und Kompass.

12 Stunden zuvor. Während ich die schmalen Landstraßen zwischen Solling und Weserbergland entlangfahre, frage ich mich, was ich hier eigentlich mache. Auf der Rückbank hinter mir liegt mein voll gepackter Trekkingrucksack von Tasmanian Tiger, auf dem direkten Weg, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Mein schwarzer, 9 Monate alter Labrador Pluto hat sich zufrieden im Kofferraum zusammengerollt und schläft den Schlaf des Gerechten. Wenn er wüsste… Tja, ich weiß es ja selber nicht - vielleicht ist genau das auch der Grund, warum ich jetzt glaube, dass das hier alles keine wirklich gute Idee war. “1x1 Survival-Grundkurs” - was auf dem Papier gut klang, macht mir jetzt Unbehagen. Eigentlich würde ich ja viel lieber zuhause auf dem Sofa liegen. Was ist, wenn Pluto sich nicht benehmen kann? Wenn ich mit den anderen Kursteilnehmern oder, schlimmer noch, den Kursleitern nicht klarkomme? Oder wenn diese ganze Sache einfach überhaupt keinen Spaß macht?

Regen, nichts als Regen - und eine ungeahnte Verbundenheit

Zu spät. Ich habe nicht mehrere hundert Euro in meine Outdoor-Ausrüstung investiert und mich Monate lang auf dieses Erlebnis gefreut, nur um jetzt mit eingezogenem Schwanz und auf dem Absatz kehrt zu machen. Außerdem habe ich mich ja anders als so ziemlich jeder Hauptcharakter in fast jedem Survivalspiel freiwillig für mein Schicksal entschieden. Also weiter. Ich fahre auf den Parkplatz, stelle mein Auto in einer Schlammpfütze ab, während ich mich frage, ob ich morgen hier auch wieder wegkomme, und schultere meinen Rucksack. Ich gehe mit Pluto im Schlepptau die paar Meter zu der Gruppe hinüber, die ich bereits als Trainer und Teilnehmer des Kurses identifiziert habe. Ich atme tief ein - los geht’s.

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“Wir gehen jetzt erstmal los und lernen uns dann unterwegs kennen”, sagt Justin, einer der Trainer. Gesagt, getan. Unsere Gruppe, bestehend aus vier Trainern, zehn Teilnehmern und einem Hund setzt sich in Bewegung. Es dauert nicht lange, bis sich kleine Marschgrüppchen bilden und die ersten Gespräche stattfinden. Wie heißt du, wo kommst du her, was arbeitest du? Ich merke schnell: Auch wenn wir uns heute alle zum ersten Mal sehen, verbindet uns ein unsichtbares Band; ein Hunger nach Abenteuer, nach einer simplen, klaren Naturerfahrung.

Als wir etwa eine halbe Stunde marschiert sind, folgt die erste kurze Pause. Gurtrast, erklärt uns Justin. Was das ist, will er von uns wissen. Keiner meldet sich. In eine kleine Bundeswehr-Anekdote verpackt lässt er uns wissen: Hier geht es darum, Gürtel und Gurte unserer Rucksäcke zu prüfen, alles noch einmal stramm zu ziehen. Außerdem sollen wir alle etwas trinken, denn bei diesem Wetter - das Thermometer zeigt etwa 10 Grad Celsius, es regnet leicht - merkt man oft zu spät, wenn man dehydriert. Susi, außer mir die einzige Frau in der Gruppe, meldet sich freiwillig als Trink-Beauftragte. Sie wird uns ab sofort alle 30 Minuten daran erinnern, uns Flüssigkeit zuzuführen. Ich stelle mir vor, wie eine unsichtbare Leiste in einem imaginären HUD sich langsam leert, bevor eine Meldung aufleuchtet und mir aufdringlich klarmacht, dass ich bald verdursten werde, wenn ich jetzt nichts trinke. Kurz darauf setzt sich unser Tross wieder in Bewegung.

Navigation mit Karte und Kompass: Warum Einnorden so wichtig ist

Am nächsten Stopp direkt am Fuß einer Jahrhunderte alten Eiche steht der erste Ausbildungsinhalt auf dem Plan: Umgang mit Karte und Kompass. Warum das wichtig ist, liegt auf der Hand. Schließlich kann es immer passieren, dass der Smartphone-Akku den Geist aufgibt oder wir kein GPS-Signal empfangen können. Wer weiß, wie man vernünftig auch analog navigieren kann, hat also einen klaren Vorteil. Eine Minimap gibt es schließlich nicht und unsere Position müssen wir jederzeit selbst bestimmen.

Der häufigste Fehler, der bei der Navigation mit Karte und Kompass passiert, hat mit der Bequemlichkeit des Anwenders zu tun, betont Martin, ein weiterer Trainer. Wenn wir nämlich die Karte nicht bei jeder Nutzung einnorden - sprich, mit dem Kompass nach Norden ausrichten - bringt uns die beste Karte nichts. Um zu prüfen, was wir gelernt haben, muss unsere Gruppe ab jetzt selbst den Weg ins Camp finden, in dem wir die Nacht verbringen werden. In Zweier-Teams als Scouts aufgeteilt, übernehmen wir nacheinander die Navigation. Ich darf anfangen - und bin ziemlich aufgeregt. Endlich geht es richtig los.

Navigation mit Karte und Kompass will gelernt sein.

Aller Anfang ist in diesem Fall aber ziemlich einfach, denn erst einmal geht es nur gerade aus. Denke ich jedenfalls, doch schon lauert die erste Tücke. Ein anderer Teilnehmer des Kurses meint nämlich, wir müssten in eine ganz andere Richtung laufen als auf dem Weg, von dem wir eben gekommen sind. Nach einer kurzen Diskussion und - ja, wir haben aufgepasst - dem erneuten Einnorden der Karte, einigen wir uns aber auf den richtigen Weg und es geht weiter. Als wir wenig später an mehreren Birken vorbeilaufen, nutzen unsere Trainer die Gelegenheit für einen weiteren kurzen Stop - und ich erlebe meinen ersten 7vsWild-Moment.

Denn schließlich gehört Birkenrinde zum besten Zundermaterial, das die Natur zu bieten hat (neben Kienspan, den wir später ebenfalls noch an einer riesengroßen Fichte finden werden, die direkt aus einem Land vor unserer Zeit stammen könnte). Dabei gilt: Je dünner die Birkenrinde, desto besser lässt sie sich entzünden - im besten Fall ist sie so dünn wie eine Bibelseite. Ist die Rinde feucht, können wir sie in die Hosentasche stecken, um sie mit unserer Körperwärme zu trocken. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und stopfen fleißig die weiße Haut des Pionierbaums in alle möglichen Taschen-Öffnungen. Dass es die Birkenrinde oder der Zunder an sich noch nicht in das Standardrepertoire der Survival-Games geschafft hat, wundert mich irgendwie. Schließlich würde doch gerade das Feuermachen diverse Möglichkeiten eröffnen, die virtuelle Überlebenserfahrung zu erweitern.

Alles ist anders, als es auf den ersten Blick scheint

Bis hierhin konnte uns das eher trübe und regnerische Wetter nicht viel anhaben. Wir sind alle gut vorbereitet, tragen Regenkleidung und haben entsprechende Hüllen über unsere Rucksäcke geworfen. Doch wenig später müssen wir feststellen, dass der Marsch zum Camp wohl doch nicht so einfach werden wird, wie es auf der Karte aussah.

  • Erste Lektion: Nur weil ein Weg auf einer Karte gut begehbar aussieht, muss er es in der Realität noch lange nicht sein.
  • Zweite Lektion: Der geographisch kürzeste Weg ist nicht unbedingt auch der zeitlich kürzeste. Denn das, was eigentlich ein befestigter Wirtschaftsweg sein sollte, sieht eher aus wie eine Sumpflandschaft.

Der Regen hat den erdigen Boden vollkommen aufgeweicht, sodass ein falscher Schritt uns bis über den Knöcheln in einer Mischung aus Schlamm und Dreckwasser stehen lässt.

Ich beglückwünsche mich zu meiner Entscheidung, am heutigen Morgen nicht zu den bequemsten Tretern im Schuhschrank gegriffen zu haben, sondern zu den etwas zu harten Halbstiefeln mit Goretex-Membran. Dadurch bleiben meine Füße zumindest die längste Zeit des Marsches trocken. Wie wichtig das richtige Schuhwerk sein kann, haben wir auch in 7vsWild erleben dürfen - ein weiterer Faktor, der in vielen Survival-Games nicht wirklich zum Tragen kommt. Dabei wäre die Kleidung doch eine nette Ergänzung zum bereits vorhandenen Hunger-Durst-System.

Im Camp angekommen gibt es am Lagerfeuer die erste Stärkung.

Nach etwa vier Stunden Marschzeit erreichen wir am frühen Abend schließlich das Camp. Einige der Trainer haben hier bereits ein wärmendes Lagerfeuer vorbereitet, außerdem stehen Obst und Nüsse sowie warmes Wasser, Tee und Kaffee bereit. Nachdem wir unsere Rucksäcke verstaut haben, legen wir eine Pause ein. Pluto, der kurz zuvor noch wild durch den Wald gerannt war, springt mit einem Satz neben mich auf das aus Isomatten und Fellen improvisierte Outdoor-Sofa, rollt sich zusammen und schläft direkt ein.

Aber der Abend ist noch lang: Keiner von uns hat einen Schlafplatz, das Feuer brennt langsam, aber stetig herunter und uns allen knurrt der Magen. Feuermachen, Kochen und unsere Tarps aufspannen - das ist der Plan für die nächsten Stunden. Feuer und ein Unterschlupf gehören zu den höchsten Prioritäten in einer Survival-Situation. Da ist es kein Wunder, dass Survival-Games einen derartig großen Fokus auf das Bauen einer Behausung richten.

Errichten eines Unterschlupfs für die Nacht - Crafting im Real Life

Während einige von uns ein eigenes Tarp und teilweise sogar eine Hängematte mitgebracht haben, bekommen andere die entsprechende Ausrüstung leihweise zur Verfügung gestellt. Wir müssen uns also nicht wie in Sons of the Forest oder Dead by Daylight mühsam die Bestandteile unseres Unterschlupfs zusammensuchen. Trotzdem wartet noch Arbeit auf uns.

Die Trainer zeigen uns vier verschiedene Knoten, die wir beim Aufbau des Tarps brauchen können. Wir lernen, wie man eine Paracord-Schnur korrekt zwischen zwei Bäumen spannt, um das Tarp als A-Frame (in Form eines As) herzurichten. Dabei gilt es, die Bodenbeschaffenheit und die Windrichtung zu berücksichtigen - denn ansonsten steht uns eine schlaflose Nacht bevor. Jeder Teilnehmer darf sich jetzt einen Lagerplatz suchen.

Der Unterschlupf für die Nacht steht bereit.

Ich entscheide mich für eine ebene Fläche zwischen einer Fichte und einem Laubbaum relativ nahe beim Camp, weil ich mich von dort aus auch im Dunkeln leicht orientieren kann. Trainer Martin nimmt meine Platzwahl wohlwollend zur Kenntnis. “Da hab ich auch schonmal geschlafen, liegt man gut”, meint er. Ich vertraue seinem Urteil, liege aber trotzdem kurz Probe, bevor ich damit beginne, mein Tarp aufzuspannen.

Ich lasse mir Zeit, schnitze mit meinem Messer aus herumliegenden Stöckern zusätzliche Heringe und justiere mein Tarp mehrfach neu, um es möglichst optimal auszurichten. Pluto scheint ausgeschlafen zu haben und begutachtet fleißig die Arbeiten der anderen Kursteilnehmer. Nach einiger Zeit haben alle ihr Nachtlager errichtet. Es dämmert langsam und ich schaue das erste Mal seit mehreren Stunden auf die Uhr. Statt 17 Uhr, wie von mir angenommen, ist es bereits 19 Uhr - meine Erkenntnis: Die Zeit vergeht unglaublich schnell, wenn man sich nur um elementare Dinge kümmert, wenn man ohne Smartphone und Ablenkung in der Natur unterwegs ist.

Burn, baby, burn: Auch feuchtes Holz kann brennen

Das Feuer steht als nächstes auf dem Plan. Wir breiten unseren gesammelten Zunder im Camp um das bereits entzündete Feuer aus, um ihn zu trocknen. Währenddessen erklärt uns Trainer Ben die Verwendung des Feuerstahls - und mir kommt der Gedanke, dass sich damit doch ein lustiges Minispiel für Sons of the Forest basteln ließe… Jedenfalls sind wir uns als Kursteilnehmer alle schnell einig: Der Aha-Effekt beim Umgang mit dem Feuerstahl ist riesig, Feuer übt eine unfassbare Faszination auf uns aus, und wenn ein von uns erzeugter Funke den Zunder in Flammen aufgehen lässt, könnte unsere Freude größer nicht sein. Aber so gern wir auch im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Feuer spielen, dürfen wir unsere anderen Aufgaben nicht vernachlässigen.

Uns knurrt schließlich allen der Magen und ich fühle mich prompt wieder an die Hunger-Leiste in meinem imaginären HUD erinnert. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf: Ein paar von uns übernehmen die Zubereitung eines Gemüseintopfs, der Rest macht sich an die Beschaffung von Feuerholz. Ich schließe mich letzteren an und streife mit Ben durch den Wald am Camp, um Brennstoff zu sammeln. Das Totholz ist zwar nass, aber ein bisschen getrocknetes Holz liegt noch im Camp. Wir können also nasses Holz sammeln, zersägen und anschließend am Feuer trocknen. Dabei gilt: Brennt das Feuer erst ordentlich, erzeugt es ausreichend Wärme, damit auch feuchtes Holz als Brennstoff taugt - wie sich ja auch in der ersten Staffel von 7vsWild bei Fabio Schäfers Unterschlupf gezeigt hat, der plötzlich Feuer fing.

Der Eintopf, der auf dem Feuer vor sich hin köchelt, riecht köstlich.

Irgendwann und ohne, dass wir es richtig mitbekommen, ist die Sonne komplett hinter dem Horizont verschwunden. Das Feuer im Camp und unsere Stirnlampen sind die einzigen noch verbleibenden Lichtquellen im Wald. Wir versammeln uns um die wärmende Glut, während Martin in einem großen Kochtopf unser Essen zubereitet. Es riecht köstlich. Während Kartoffeln, Pilze, Karotten, Sellerie und weiteres Gemüse im brodelnden Wasser vor sich hin gart, starren wir alle ins Leere. Die Müdigkeit, die auf die Anstrengung des Tages folgt, hat von uns allen Besitz ergriffen. Die Gespräche verstummen, bevor schließlich alle still und genussvoll die letzte Mahlzeit vor der Nachtruhe einnehmen. Alle sind sich einig: Es schmeckt hervorragend. Zum Abschluss des Tages erzählt Justin eine Geschichte, bevor wir uns alle erschöpft, aber gut gesättigt in unsere Schlafsäcke kriechen.

Absolute Stille, absolut krass

Mich friert, während ich unter meinem Tarp liege. Pluto ist etwas unruhig. Offenbar behagt ihm das Geräusch des Regens, der auf das Tarp über uns prasselt, nicht so recht. Nach kurzer Zeit entscheide ich mich, meine Leggins anzuziehen und ein Langarmshirt aus dem Rucksack zu holen. Leider habe ich den Fehler gemacht, die Leggins schon während des Marsches ins Camp zu tragen, sodass sie feucht geworden war. Feuchtigkeit an den Beinen und im Schlafsack garantiert Kälte - ganz egal, wie die Temperaturzone des Schlafsacks ausfällt. Doch ich beiße die Zähne zusammen, bis mich die Müdigkeit vollkommen übermannt und ich einschlafe - völlig entspannt und ohne jede Angst vor meiner ersten Übernachtung unter einem Tarp draußen im Wald.

Während der Regen fast die ganze Nacht unbarmherzig weiter der Schwerkraft seinen Tribut zollt, beginnen irgendwann meine Fuße zu frieren. Ich richte mich auf und stelle fest: Mein Schlafsack ist im Fußbereich feucht geworden. Offenbar habe ich meine Isomatte zu nahe an der Dachkante des Tarps platziert, sodass der Regen auf meinen Schlafsack getropft ist. Mist. Naja, ich kann es nicht ändern. Mehrfach schäle ich mich im Dunkeln aus meinem Schlafsack, weil ich pinkeln muss.

Weil ich aber keine Lust habe, den ganzen Weg bis zum Plumpsklo am Camp zu laufen, erleichtere ich mich ein paar Meter von meinem Tarp entfernt auf dem Waldboden und krieche zurück in mein Nachtlager. Später fällt mir auf: Das Thema Toilette scheint nicht nur in Filmen ein echtes Tabu zu sein, sondern auch in Survival-Games. Warum, zum Teufel, kann ich mir nicht mein eigenes Klo mit Herzchentür und Einstreu bauen? Welche Möglichkeiten für Crafting-Rezepte aller Art sich da doch bieten würden.

Guten Morgen, Welt: Wenn du wegen trockener Socken fast das Heulen anfängst

“Wuff!” Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Pluto hat gebellt. Es ist bereits hell, meine Uhr zeigt 6 Uhr an. Weil wir erst um 7:30 Uhr aufstehen sollen, entschließe ich, mich noch einmal umzudrehen und murmele nur, “Alles gut, Pluto, leg dich wieder hin”, bevor ich erneut einschlafe. Eine Stunde später wache ich erneut auf. Der Regen hat aufgehört. Um mich herum herrscht Stille, mich friert noch immer. Trotzdem fühle ich mich unbeschreiblich. Ausgeruht. Entspannt. In mir selbst ruhend. Ich kann es gar nicht recht in Worte fassen, aber ich will nicht, dass dieser Augenblick je endet. Doch er tut es trotzdem.

Zu meiner Freude stelle ich fest, dass im Camp bereits ein Feuer brennt. Das macht es mir leichter, meinen Schlafsack zu verlassen und in meine Hose zu steigen, die vom Vortag noch leicht klamm ist. Aber meine Schuhe befinden sich in einem viel schlimmeren Zustand. Sie sind feucht und steif. Als ich in meinem Rucksack das zweite Paar (trockene) Socken entdecke, von denen ich dachte, sie vergessen zu haben, verdrücke ich eine Freudenträne.

Feuer - Elexier des Lebens.

Nach einem weiteren Toilettengang begebe ich mich mit Pluto ans Lagerfeuer und genehmige mir erstmal einen morgendlichen Kaffee. Pluto scheint noch nicht genug geschlafen zu haben und rollt sich zufrieden wieder auf dem Outdoor-Sofa ein. Ich beschließe, ihn dort zurückzulassen, während ich mein Lager zurückbaue. Das geht deutlich schneller als der Aufbau am Vortag. Nach und nach kommen alle Teilnehmer im Camp zusammen, wir frühstücken gemeinsam und tauschen uns über die Nacht aus. Während wir alle unterschiedlich gut oder schlecht geschlafen haben, sind wir uns einig: Die Nacht war verdammt kalt. Deshalb zieht jeder von uns seine Schlüsse und Lehren für das nächste Mal - denn das es ein nächstes Mal geben wird, darin stimmen wir alle ebenfalls überein.

Nach dem Frühstück steht noch ein letzter Programmpunkt auf dem Plan: der Umgang mit dem Wasserfilter. Pluto döst friedlich vor sich hin, also lasse ich ihn wieder im Camp zurück, während wir mit Justin und Martin zusammen zu einem nahegelegenen Bach laufen. Eine kurze Sporteinheit zum Warmwerden später zeigen uns die Trainer verschiedene Arten von Wasserfiltern. Wir entnehmen flüssiges Nass aus dem Bach neben uns, aber probieren möchte außer mir nur ein weiterer Teilnehmer. Das eiskalte Wasser schmeckt erstaunlich gut. Dass ein Wasserfilter in Survival-Situationen ein unerlässliches Hilfsmittel ist, dürfte jedem klar sein. Umso mehr könnte er doch auch im virtuellen Überlebenskampf eine Rolle einnehmen, die interessante Gameplay-Mechaniken ermöglichen würden. Ich erinnere mich da beispielsweise an DayZ, wo es nötig ist, Wasser zu reinigen, bevor man es sicher trinken kann.

Aller Abschied ist schwer

Als wir anschließend ins Camp zurückkehren und die vergangenen 24 Stunden revue passieren lassen, fühle ich mich zwiegespalten. Die Zeit im Camp und insbesondere die Nacht waren eine unglaublich erdende, tolle Erfahrung. Ich fühle mich angekommen und würde am liebsten noch eine Nacht im Wald verbringen, und dann vielleicht noch eine und noch eine Nacht.

Aber mich frierts. Mich frierts so sehr, dass ich mich auf mein heimisches Sofa freue, auf eine heiße Dusche, auf eine Wärmflasche. Uns allen wird spätestens jetzt klar: Wir haben die kleinen Dinge zu schätzen gelernt. Wärme. Geborgenheit. Essen. Schlaf. Trinken. Gewisse Ähnlichkeiten zum Überlebenskampf in Sons of the Forest, Rust und Co. waren also vorhanden. Und wir alle wissen: Wir kommen wieder.

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