Miasmata wurde bezeichnet als "Das beste Survival-Spiel, das du nie gespielt hast" und spielt damit auf die mit rund 100.000 registrierten Spielern bei Steam recht überschaubare Community an. Der Abenteuer-Survival-Mix hat es am 30. August 2012 via Greenlight in die Verkaufsräume von Steam geschafft.
Nach dem stimmungvollen, minimalistischen Intro findet ihr euch am Strand einer Insel wieder. Ihr spielt den Forscher Robert Hughes, welcher an einer tödlichen Krankheit leidet. Die Insel "Eden", einst Lebensraum für Eingeborene, dient heute als wissenschaftlicher Außenposten. In der Hoffnung, seine Kollegen und schließlich auch ein Heilmittel zu finden, begibt sich Hughes auf das malerische Eiland. Nach wenigen Metern zu Fuß stößt er auf eine Leiche und eine Botschaft, die paranoische Gedanken weckt. Irgendetwas scheint auf dieser Insel schief gelaufen zu sein. Bald darauf bemerkt ihr, dass ihr nicht allein seid.
Entwickelt wurde Miasmata binnen vier Jahren im Alleingang von den Brüdern Joe und Bob Johnson im IonFX Studio. Das unabhängige Entwicklerstudio mit Sitz in St. Paul, USA hat sich auf PC- und Smartphone-Software spezialisiert. Das neueste Produkt von IonFX ist ein Physik-Knobelspiel namens Obulis.
Die eigens für Miasmata geschriebene MILO Engine schafft eine stimmungsvolle Optik und trägt damit stark zur eindringlichen Atmosphäre des Spiels bei. Beleuchtungseffekte und Shader setzen das Spielgeschehen eindrucksvoll in Szene. Voxel-basierte volumentrische Wolken schaffen tolle Wetterszenen.
Sowohl die Klangkulisse als auch die simulierte Ego-Perspektive besitzen Überzeugungspotential und schaffen einen plastischen Eindruck von der Umgebung. Leider werden besonders in der Entfernung häufig matschige Texturen angezeigt. Gelegentlich auftretende Grafikfehler stören den ansonsten sehr ordentlichen Gesamteindruck.
Die Steuerung mag bei anfänglichem Gebrauch missfallen, weil sie als behäbig und ungenau empfunden wird. Versteht man aber das System, mit welchem die Spielerbewegungen berechnet werden, stellt sich ein Gefühl von gewissem Realismus ein. Jede Aktion muss erst einmal in Schwung kommen, und jede bewegte Masse ist träge. Es ist Vorsicht geboten, wenn man mit vollem Tempo durch den Wald rennt. Wer nicht rechtzeitig vor einem Abgrund zum Stehen kommt, stürzt hinunter. Die Spielfigur wird dabei durch diverse Effekte sehr einfühlbar dargestellt. Hier will jeder Schritt wohlüberlegt sein, im Kleinen wie im Großen. Die KI in Form einer unbesiegbaren Kreatur reagiert auf das Verhalten des Spielers, erkennt Bewegungsmuster und verfügt über künstliche Sinne. Nur indem man es schafft, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, kann man diese KI überlisten. Die räumliche Orientierung erfolgt ausschließlich mithilfe von Karte und Kompass. Markante Objekte in der Umgebung dienen als Marker, um die Spielerposition anhand der Sichtlinien zu triangulieren. Durch Erkunden und Entdecken deckt man nach und nach die gesamte Karte manuell auf.
Die Umsetzung des Forschertums ist ein weiteres spannendes Feature bei Miasmata. Überall auf der Insel sind Labore verteilt. Man durchsucht die Spielwelt nach Pflanzen, untersucht sie am Labortisch. Gewonnene Erkenntnisse werden im Journal notiert.
Pflanzen und Pilze verfügen über verschiedene Wirksamkeiten. Diese erfährt man erst, nachdem man die Gewächse im Labor untersucht hat. So irrt man vielleicht vom Fieber geschüttelt und halb blind durch den Wald, auf der verzweifelten Suche nach der Substanz, aus der man die richtige Medizin gewinnen kann.
Gefundene Pflanzen oder Pilze werden zunächst unter dem Mikroskop analysiert. Ganz der Forscher, notiert Robert Hughes seine Beobachtungen akribisch im Journal. Zudem stellt er Vermutungen an, wie die untersuchte Substanz wirkt. Im letzten Schritt tretet ihr an den Labortisch und synthetisiert ein Medikament. Hier ist es auch möglich, zwei Stoffe zu kombinieren. Vorerst nicht benötigte Pflanzen lassen sich im Storage Tray lagern, auf dessen Inhalt ihr auch in anderen Labors zugreifen könnt.
Das Gameplay ist vielfältig. Der Sog, der an unserem Forschergeist zieht, ist stark und vermag lange an den Bildschirm zu fesseln. Die ständige Bedrohung durch eine Kreatur, der wir vermutlich hoffnungslos unterlegen sind, weckt Urängste. So arbeitet man sich Schritt für Schritt weiter voran auf der Suche nach dem Heilmittel und einer Antwort auf die Frage, was zum Teufel auf dieser Insel eigentlich los ist.
Die Insel "Eden" ist frei begehbar. Sie ist liebevoll gestaltet, die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt sowie die verschiedenen Arten von Untergrunden erzeugen ein stimmiges Gesamtbild. Unserer Herangehensweise sind keine Beschränkungen auferlegt.
Das Wetter ist eine der großen Stärken von Miasmata. Von klarem Himmel mit Sonnenschein über aufziehende Wolken bis zu strömendem Regen ist die ganze Palette meteorologischer Erscheinungen vertreten. Der Tag-Nacht-Wechsel erfolgt fließend.
Ihr müsst regelmäßig trinken, um nicht zu verdursten. An eurem Journal hängt eine Feldflasche, welche fünf Mal euren Durst stillt, bevor sie nachgefüllt werden muss.
Häufig tritt Fieber auf, komischerweise auch nach Stürzen. Zur Behandlung reicht die Einnahme der Basic Medicine, eine aus häufig vorkommenden Pflanzen einfach herzustellende Substanz.
Das Sammeln von Pflanzen zur Herstellung verschiedener Medikamente zur Heilung sowie zur Leistungssteigerung ist zentraler Bestandteil des Gameplays.
Aus gefundenen Pflanzen werden in Labors verschiedene Mittel synthetisiert. Neben Medizin zur Behandlung von Fieber können zum Beispiel Tabletten zur Steigerung der Ausdauer hergestellt werden.
Zur Orientierung dienen ausschließlich Kompass, Karte und unser Blick auf die Spielwelt. Unser tatsächlicher Aufenthaltsort wird nicht dauerhaft auf der Karte vermerkt. Somit müssen wir unsere Position immer wieder von Neuem bestimmen. Auch sollten wir stets ein Auge auf den Untergrund haben, auf dem wir uns bewegen. Stürze können zu Verletzungen führen und uns letztlich das Leben kosten.
Das katzenartige Wesen, welches die Insel Eden durchstreift und unserer Spur über längere Zeit folgen kann, ist unbesiegbar und furchteinflößend. Dieser Kreatur zu trotzen ist die größte Herausforderung in Miasmata.
Miasmata erfüllt das Pflichtprogramm eines Survival-Titels. Das freie Erkunden in der geheimnisvollen Spielwelt entwickelt seinen ganz eigenen Charme - die vorhandenen Überlebensmechaniken greifen gut ineinander. Der Forscheraspekt ist ein interessantes Feature, durch den Miasmata ein Alleinstellungsmerkmal erhält. Nach dem Pflichtprogramm folgt die Kür, und hier leistet sich Miasmata nur wenige Patzer. Die oftmals matschigen Texturen und die unverhältnismäßig hohen Hardwareanforderungen fallen negativ ins Gewicht. Zudem hätten mehr Überlebensfeatures dem Gameplay gut getan. Trotzdem ist Miasmata im Kern ein solides Horror-Adventure.
Es entstehen viele einzigartige Spielmomente. Durch die Orientierung mit Karte und Kompass stellt man einen echten Bezug zu seiner Umgebung her. Das dynamische Wettersystem schafft Lichtstimmungen, die sogar den abgestumpftesten CoD-Spielern Gänsehaut bescheren können. 😉 Die anhaltende Bedrohung durch ein unbesiegbares, fremdartiges Geschöpf, das jeden Schritt des Spielers bereits zu ahnen scheint, wirkt beängstigend. Sicherlich wird Miasmata nicht jedem Spieler gerecht werden können: wer Action will und sich lieber in vorgezeichneten Pfaden bewegt, wird mit diesem Titel nicht glücklich. Jedoch: jedem Spieler, der echte Arbeit als Teil des Gameplays zu schätzen weiß und auf der Suche nach etwas Besonderem ist, sei dieses Abenteuer wärmstens ans Herz gelegt.