Mit Resident Evil hat Capcom ein Franchise erschaffen, das weltweit Horrorfans in seinen Bann zieht. Mit dem siebten Teil gehen die Japaner aber einen anderen Weg, als mit den Teilen zuvor - Resident Evil VII kehrt zu seinen Horror-Wurzeln zurück. Aber stimmt das auch? Wir haben uns den Horror-Titel angeschaut und sagen euch möglichst spoilerfrei, was ihr erwarten könnt.
Die Story ist eher Resident Evil untypisch. Ihr übernehmt nicht etwa die Rolle eines Umbrella-Mitglieds oder eines Agenten der BSAA, sondern die von Ethan Winters - der ein völlig normaler Bürger ist. Zeitlich spielt der siebte Teil einige Jahre nach dem Sechsten. Ethan erfährt, dass seine Freundin Mia nach drei Jahren plötzlich wieder aufgetaucht ist. Seine Suche nach ihr führt ihm nach Louisiana in das Anwesen der Baker-Familie. Ethan bemerkt schnell: Er muss fliehen und Mia aus den Fängen der Bakers retten.
Zusammenhänge zu den anderen Teilen von Resident Evil scheint es vorerst nicht zu geben. Findige Spieler werden aber einige Infos zum Geschehen in diversen Dokumenten erhalten. Was ist das Geheimnis hinter den Bakers? Was hat es mit den Monstern auf sich? Und wo liegt der Zusammenhang zum sechsten Teil? Diese Fragen werden mehr oder weniger im Laufe des Spiels beantwortet.
Die Familie Baker gehört mit zu den Hauptwidersachern des Spiels. Jack Backer ist uns dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Seine herrlich verrückte Art und brutale Vorgehensweise lässt uns das Blut in den Adern gefrieren; zeitgleich wollen wir aber mehr von ihm sehen und erfahren. Seine Frau - Marguerite Baker ist hingegen ruhiger, schleicht mit ihrer wertvollen Lampe durch die Gänge und hetzt Insekten auf uns - nervig... wirklich nervig die Alte.
Lucas Baker - der Sohn der Familie, hat eine Vorliebe für Bomben und schleimige Kreaturen. Gegen ihn wird das Gameplay eher actionreich und Schleichen ist weniger von Nöten. Besonders auf die Sprengfallen muss geachtet werden, denn die Treffer schaden Ethan sehr.
Auch wenn die ersten Trailer den Eindruck erwecken, dass sich Resident Evil VII eher wie ein Outlast spielt und ihr den Bakers eher hilflos gegenübersteht, ist dem nicht so. Im Spiel selbst können viele verschiedene Waffen gefunden werden - vom einfachen Messer bis hin zum Granatenwerfer, ist für jeden Spielstil etwas dabei.
Die Munition ist aber eher rar und ihr seid des Öfteren gezwungen, die Flucht zu ergreifen. Auch Verstecken ist möglich und verhilft euch, euren Widersachern für einen Moment zu entkommen. Typisch für alle Resident-Evil-Teile sind aber die Räume, in denen ihr vermehrt Munition, Heilmittel und andere Objekte findet - auch wenn die Freude vorerst groß ist, wisst ihr, als Nächstes kommt etwas Böses!
In diversen Bosskämpfen stellt ihr euer Können unter Beweis. Dabei sind die Bosse schön abwechslungsreich und die Baker Familie ist herrlich verrückt. Sie stellen so ziemlich das Gegenteil zu den sonst meist ruhigen Passagen dar, in denen ihr durch das große Anwesen schleicht.
Das typische Inventarmanagement hat es ebenfalls ins Spiel geschafft und das Kombinieren von Objekten zur Herstellung von Heilmitteln oder Munition weckt den Taktiker in euch. Stellt ihr lieber Heilmittel her oder braucht ihr mehr Munition? Trefft eure Wahl immer mit bedacht - ihr wisst nie, was euch als Nächstes erwartet.
Im Laufe des Spiels findet ihr immer wieder VHS-Kassetten, die euch beim Abspielen in eine andere Person versetzen. So erfahrt ihr beispielsweise, was mit den Personen passiert ist, die zuvor im Anwesen der Baker gelandet sind. Die Videosequenzen lassen euch dabei aus dem Horror-Alltag ein wenig entkommen, auch wenn ihr dort ebenfalls den Bakers wehrlos ausgesetzt seid.
Nach Rund sechs Stunden ist das Spiel durchgespielt und Speedrunner beweisen, dass es immer schneller geht. Trotz der kurzen Spieldauer wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Für die sammelfreudigen Spieler unter euch gibt es einige Dokumente, Wackelkopffiguren und Münzen zum Finden. Schaut dabei in jede Ecke, unter jedem Tisch und auf jedem Regal, denn die Dokumente beinhalten wichtige Informationen zum Plot.
Tolle Belohnungen winken für jene Spieler, die alle Objekte finden: Mithilfe der Münzen lassen sich beispielsweise an bestimmten Stellen im Spiel Upgrades "kaufen". Darunter mehr Lebenspunkte, schnelleres Nachladen und eine Waffe - die Magnum. Wer Resident Evil VII erneut durchspielen möchte, schaltet für seinen zweiten Rundgang beim Sammelerfolg weitere Items frei.
Die Objekte sind phasenweise gut versteckt, meistens liegen sie aber sehr offensichtlich herum. Die Abwechslung zwischen erfolgreicher Suche und stundenlangem Umherirren sorgt für eine gewisse Motivation, das Spiel erneut zu spielen oder im ersten Durchgang das Beste zu geben.
Die allgemeine Atmosphäre von Resident Evil VII ist sehr düster und intensiv. In den meisten Szenen seid ihr in den engen, dunklen Gängen des Baker-Anwesens unterwegs. Eine gute Abwechslung bieten die wenigen Außenareale und das Schiff im Bayou.
Wenn ihr durch die dunklen Gänge rennt und euch sicher fühlt, weil Mr. Baker nach einer erfolgreichen Mission gerade abgehauen ist, wird das Spiel erst so richtig interessant. Denn die Bakers bewegen sich in ihren Zonen frei herum, und auch wenn man glaubt, sie seien weg, können sie plötzlich irgendwo hinter einer Ecke stehen und der Terror beginnt von Neuem.
Die Grafik ist sehr stimmungsvoll und passt zu Resident Evil, jedoch kommt es hin und wieder auf schwächeren Systemen zu Frame-Einbrüchen oder Standbildern. Verwaschene Texturen stören beim genauen Betrachten, sind aber in den dunklen Gängen kaum bemerkbar. Die Darstellung der Charaktere ist bis auf wenige Details sehr gut gelungen und verleiht dem Spiel eine besondere Atmosphäre.
Der Sound tut sein Übriges. Die dezente Hintergrundmusik sorgt für die richtige Grundstimmung und die verschiedenen Geräusche sorgen zu jeder Zeit für Gänsehautmomente. Die Schritte der Baker lassen uns vor Furcht erschaudern, wenn wir im Versteck auf den richtigen Moment warten, weiter zu laufen.
Capcom schafft es mit Resident Evil VII nicht ganz zurück zu den Wurzeln des Horrors, aber sie machen einen großen Schritt in die richtige Richtung. Die aktionlastigen Bosskämpfe und schusswütigen Passagen sind dennoch eine willkommene Abwechslung, vor allem für Spieler, die leicht schreckhaft sind.
Die Atmosphäre des Spiels hat mich von Anfang an in den Bann gezogen und die Familie Baker ist mir trotz ihrer verrückten Art - oder vielleicht gerade deswegen - ans Herz gewachsen.
Die Story ist nicht unbedingt typisch für das Resident Evil Franchise, aber dennoch sehr spannend. Der Wille herauszufinden, was genau vor sich geht, motiviert ungemein zum Weiterspielen. Rund sechs Stunden Spielzeit sind aber relativ kurz und der normale Schwierigkeitsgrad ist stellenweise sehr einfach.
Trotz gewisser Mängel können wir Resident Evil VII dennoch jedem Horrorfan empfehlen.