Survival-Games haben in den letzten fünf Jahren eine Renaissance erlebt und wir stecken mitten in der Selbstfindungsphase eines ambivalenten Genres: Survival-Spiele haben uns Mainstream- und obskure Nischen-Titel beschert. Doch wohin geht die Reise und was erwarten wir von Guided.news von den kommenden Survivalgrößen?
Das ist aktueller Stand: PlayerUnknown’s Battlegrounds erreichte uns erstmals vor beinahe 10 Jahren als Survival Mod für ArmA 2. Heute ist PUBG eines der meistgespielten Titel auf Steam und Konsolen und ist sogar dabei, den Sprung in die eSports Szene zu meistern. DayZ, Escape from Tarkov und SCUM stehen zwar auch hoch im Twitch-Kurs, sprechen aber eine deutlich schmalere Audienz an.
Es ist schwierig, einen Kern des Genres auszumachen. Klar, es geht ums Überleben, aber darum geht es doch in beinahe jedem Spiel. Vielleicht fehlt es an einem gemeinsamen Nenner, der die Richtung in Zukunft weist.
Das sehen wir zu häufig: Es ist weder realistisch noch unterhaltsam, wenn der Charakter das X-te Mal an Hunger oder Durst nach nur zwei Stunden Ingame-Zeit stirbt. Hunger, Durst, Stress, Verletzungen und Krankheit machen absolut Sinn, wenn die Auswirkungen glaubhaft sind und das Gameplay bereichern. So kann Durst z.B. die Ausdauer beeinflussen und Hunger die Genauigkeit. Der Tod als letzte Instanz sollte aber maßgeblich durch Gegner und nicht durch ein verpasstes Frühstück inszeniert sein.
Das ist unser Wunsch: Physische und psychische Bedürfnisse, die das Gameplay bis hin zum Tod glaubhaft beeinflussen, ohne den Spielfluss ständig unnötig zu stören. SCUM hat es beispielsweise geschafft, die Bedürfnisse des Charakters realistisch darzustellen, ohne nervtötend zu werden.
Das sehen wir zu häufig: In der postapokalyptischen Welt kämpft jeder ums Überleben und das wollen wir zu spüren bekommen. Hier geht es um weitaus mehr als Zombiehorden gezielt zu platzieren. Im PvE sollen die Gegner zur Spielwelt passen und den Spieler weder langweilen noch maßlos überfordern. Leider benötigt DayZ eine ganze Expansion, um einen Bären einzuführen. Es wäre durchaus realistisch, von Release an eine kleine Variation an interessanten PvE-Gegnern zu erwarten.
Beim PvP hingegen scheiden sich die Geister. Wie man an Community-Servern der großen Survival-Titel sieht, fordern die Spieler zum einen Hardcore PvP, zum anderen aber auch Safe Zones, in denen man sich in friedlicher Interaktion zum Chatten, Craften oder zum Basenbau begegnen kann. Die Balance der beiden Elemente hängt letztendlich vom restlichen Spieldesign ab, sollte aber durchaus früh in der Entwicklung im Fokus stehen.
Das ist unser Wunsch: Abwechslungsreicher und fordernder PvE-Inhalt, der den Spielern die Welt noch glaubhafter nahebringt. Die PvP-Elemente sollen knackiges Gunplay, Adrenalin und masochistische Wohltaten liefern. Ein gutes Beispiel für gelungenes Gunplay bietet hier Escape from Tarkov. Verliert dabei aber bitte nicht aus dem Auge, dass die Spieler auch miteinander und nicht nur gegeneinander spielen können oder wollen.
Das sehen wir zu häufig: Gerade Neulinge werden von dem großen Damoklesschwert abgeschreckt. Permadeath bedeutet meist, dass der gesamte Spielfortschritt mit dem Tod des Charakters verloren geht. Das ist je nach Schwierigkeit des Spiels frustrierend und hält viele Spiele davon ab, eine stabile und gesunde Playerbase aufzubauen. Jedoch spricht es gegen den ungeschriebenen Codex des Genres, die Gefallenen wiederauferstehen zu lassen.
Mittlerweile lösen SCUM, Deadside und Escape from Tarkov das Problem über narrative Umwege: Ruhmpunkte, Rufpunkte oder Wartezeiten kosten dem Spieler wertvolle Ressourcen, um den Fortschritt nicht ganz einbüßen zu müssen. Die Mechanik wirkt gekünstelt und bricht die Immersion massiv. Dabei gäbe es doch viel elegantere Lösungen.
Das ist unser Wunsch: Account- statt Charakterfortschritt, der über den Tod hinaus besteht, selbst wenn er nur kosmetisch ist oder in Form von z.B. Kill-Death-Ratios oder Leaderboards präsentiert wird. Das motiviert den Spieler langfristig besser zu werden.
Zahlreiche „git gud“-Kommentare aus einschlägigen Foren bewirken meist nur das Gegenteil. Gleichzeitig verhindert das Ausbleiben eines XP-basierten Charakterfortschritts unfaire Konfrontationen zwischen Neulingen und Veteranen: gewonnene Auseinandersetzungen sind so rein skill-based. Ein gutes Beispiel ist hier der Kopfgeld-Shooter Hunt: Showdown, der mit seiner Blutlinie für Motivation trotz Permadeath sorgt.
Diese Liste ließe sich beliebig lange weiterschreiben: Da fragt man sich, „Lässt sich das Genre überhaupt auf einen Kern reduzieren?“ Nein, das nackte Überleben als Kern wird durch die zahlreichen Spielelemente erweitert und verleiht damit dem Genre seinen Reiz. Viele der Erfolgsfaktoren lassen sich aber auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Glaubhaftigkeit im Überlebenskampf.
Das ist unser Wunsch: Egal ob der nächste Knaller in die Richtung Looter-Shooter oder gemütlicher Basenbau geht, wünschen wir uns ein Survival-Game, das die vielen Elemente des Genrekerns glaubhaft vereint:
Es ist die Vielzahl und die feine Abstimmung der Mosaikteilchen, die das Genre rund ums Überleben definieren. Und keines soll dabei zu kurz kommen.
Was hältst du vom Survival-Genre allgemein und was wären deine Wünsche für zukünftige Titel? Schreib uns deine Meinung einfach in die Kommentare.