Early-Access Titel standen von Beginn an in der Kritik, dem Kunden mit Versprechungen das Geld aus der Tasche zu locken. Ist dies zunächst nur über den Kauf des Spieletitels selber geschehen, ging Studio Wildcard, Entwickler des Erfolgstitels ARK: Survival Evolved, nun einen Schritt weiter. Mit ARK: Scorched Earth brachten sie die erste kostenpflichtige Erweiterung heraus - für ein Spiel, das sich noch nicht einmal selbst als fertig bezeichnet.
Mit Minecraft als erfolgstechnisches Vorbild haben sich viele Indie-Entwickler begeistert auf das Prinzip Early-Access gestürzt. Und die Gaming-Community macht mit - Für die Vision eines großartigen Spiels werden die groben Konstrukte hunderte und tausende Male gekauft. Ob sie schließlich umgesetzt werden, steht in den Sternen. Das Prinzip ist ähnlich wie Kickstarter - mit dem Unterschied der Plattform. Während Kickstarter nämlich kennzeichnend dafür ist, frische Projekte zu unterstützen, finden sich die meisten Early-Access Titel auf Steam - einer Plattform, die Videospiele verkauft. Die Differenzierung zwischen fertigen und Early-Access Titeln liegt also zu großen Teilen beim Käufer selbst.
Publisher wie Electronic Arts stehen in der ständigen Kritik, teure Titel auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig werden große Teile zusätzlich über käufliche DLCs zu Geld gemacht. Das Prinzip ist vergleichbar mit dem Early-Access - Kauft ihr das Spiel, wisst ihr nicht vollständig, was enthalten und was als DLC erhältlich wird. Dasselbe Rätselraten haben wir danach mit dem Season-Pass, der dann großzügig nebenbei angepriesen wird. So zahlt man im Hype um den neuen Titel gerne seine 30-50 € zusätzlich, um möglichen DLC-Preisen von über 60 € zu entkommen. Ohne zu wissen, ob man das Game ein halbes Jahr später überhaupt noch spielen wird.
Die Finanzierung eines Indie-Studios bei der Erstellung ihres Early-Access Titels hängt oft an den Verkaufszahlen innerhalb dieser Entwicklungsphase. So liegt der "normale" Preis für einen solchen Titel klassisch bei um die 20 €. Hier gilt für die Indie-Studios die oft ganz neue Herausforderung, wirtschaftlich effizient zu planen. Verkaufen sie große Mengen am Anfang, neigt man zu großen Investitionen oder Studio-Erweiterungen, die sich zuweilen in der Spätphase der Entwicklung nicht mehr rentieren - das Geld ist weg.
Generell sollte die Verkaufsstrategie vieler Titel hinterfragt werden, die bereits vor dem Full-Release mit 50% Rabatt im Steam-Sale stehen. Denn wenn ein Titel noch unbekannte Zeit im Early-Access Stadium bleibt, wieso möchten die Entwickler dann bereits so dringend zu diesem Zeitpunkt viel verkaufen? Die Kosten möglicher DLCs könnten aus solch einer späteren Realisierung von Fehlinvestitionen entstehen oder auch gerechtfertigt werden. So sagte ein Mitarbeiter der Qualitätssicherung von Wildcard als Antwort auf einen Kritiker am DLC sinngemäß:
"Dein ganzer Beitrag ist voller Wut, weil du zu geizig bist, 20 Dollar in ein Spiel zu investieren, das 60 Dollar wert ist und das wir von Beginn an zu günstig angeboten haben".
Im Anschluss entschuldigte sich der entsprechende Mitarbeiter für offensive Formulierungen dieser Art. Doch der Kurs von Studio Wildcard wird strammer. Zuletzt sorgten diese bereits für Aufsehen, als sie den zunächst kostenlos erhältlichen Spielmodus "Survival of the Fittest" monetarisierten.
Zeitgleich bedankt sich Studio Wildcard bei den zahlreichen ARK-Fans, welche die Entwicklung ihres Titels auch mit barer Münze unterstützen. Denn das DLC, was vom Preis her mit 20 € durch aktuelle Rabatte sogar über dem Kaufpreis des Originaltitels liegt, brachte es in kürzester Zeit an die Spitze der Steamcharts. In ihrer Stellungnahme verweisen die Entwickler darauf, dass von Beginn an die Erstellung solch paralleler ARKs geplant gewesen sei. Diese Erweiterung sei deswegen noch vor dem Full-Release veröffentlicht worden, um etwaige Fehler und Bugs zwischen diesen ARKs und Übertragungen zwischen ihnen erkennen und beheben zu können. Und dafür ist Early-Access auf der anderen Seite ja auch da. Weswegen dieses DLC kostenpflichtig ist und ob weitere solcher kostenpflichtigen Erweiterungen geplant seien, diesbezüglich hüllen sich die Entwickler in Schweigen.
Ist ein kostenpflichtiges DLC im Early-Access nun zu rechtfertigen? Oder besteht hier die Gefahr, dass aus dem möglichen 20 € "Early-Access Schnäppchen" im Endeffekt ein 80 €-Schrecken wird? Haben die Entwickler mit günstigen Verkaufspreisen gelockt und müssen nun wieder mehr Geld einnehmen?
Unsere Meinung - Ein Early-Access Titel sollte keine zusätzlichen Investitionen vor der Fertigstellung verlangen, bevor er nicht gezeigt hat, dass er mit den bereits geleisteten Verkaufserlösen sauber umgehen kann. Alles andere wird für massive Missgunst in der Community sorgen. Mit ARK: Survival Evolved steht hierbei jedoch ein Titel in Frage, der sich solch kritische Manöver leisten kann. Über ein Jahr nach seinem Early-Access Release wird der Titel weiterhin mit über 60.000 gleichzeitigen Nutzern extrem gut bespielt. Zusätzlich schreitet die Entwicklung durch regelmäßige Erweiterungen und Modding-Support gut voran. Doch die Community wird kritisch. Nur wenige Tage nach dem DLC-Release sind nicht einmal mehr 40 % der Steam-Reviews des Titels positiv.