Wenn wir auf die Free-to-Play-Kategorie in Steam schauen, entdecken wir nicht selten das Grauen der Spielewelt. Doch ab und an ragt darunter auch mal ein Diamant hervor. Erst recht interessant wird es, wenn sich ein Open-World-Sandbox-Survival für lau der Spielerschaft stellt. Unturned verspricht die Erfahrung von DayZ oder Rust im Modding-freundlichen Minecraft-Look.
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Mitte 2014: Zur Hoch-Zeit der Zombie-Survivals begann Unturned seinen Einstieg auf Steam Greenlight und erhielt rasant Zustimmung. Kurz darauf begann bereits die Early-Access-Phase auf Steam – die über drei Jahre laufen sollte.
Doch Early Access schien Unturned weitaus weniger zu schaden als seinen Konkurrenten. Zum einen, weil es selbstredend kostenfrei war, und zum anderen, weil die zentralen Spielelemente früh enthalten waren. Bereits zum Start wirbt der Titel mit Base Building, PvP und PvE-Servern. Dazu kommen zahlreiche Survival-Features, die Unturned zum heimlichen Star hinter den großen Playern werden ließen. Auf den Tag genau drei Jahre später ist der Free-to-Play-Titel endlich vollständig released – und der Erfolg ungebrochen. Tapfer hält er sich in den Top 25 der Steam-Spiele mit im Schnitt über 20.000 Spielern online und bereits über 15.000 veröffentlichten Modding-Objekten.
Survival-Features und Crafting-Vielfalt
Dabei glänzt Unturned alleine schon in der Vanilla-Version mit praktisch allen Features gängiger Survival-Titel: Hunger, Durst, Gesundheit und ein Immunitätsbalken weisen auf den Zustand unseres Charakters hin und erfordern konstante Beobachtung, während wir uns in der Fortbewegung immer unserer Ausdauer und im Wasser unserer Atemluft bewusst sein sollten.
Dabei geht alles ganz simpel los: Ganz klassisch starten wir irgendwo im Nirgendwo auf einer von fünf offiziellen Karten mit unterschiedlichen Größen. Wir sammeln in Siedlungen Objekte und craften aus ihnen neue, nützliche Gegenstände. Kleidung wird zerlegt und zu Bandagen aufgewertet, Werkzeuge nutzen wir zum Kampf gegen die Zombies. Von denen gibt es verschiedene Sorten, von klassischen Schlurfern über Krabbler bis hin zu muskulösen Mutationen. Wer sich hier nicht vorsieht, segnet schnell das Zeitliche: Selbst einen einzigen Zombie zum direkten Faustkampf herauszufordern, kann eure Gesundheit stark beeinträchtigen. So ist umsichtiges und leichtfüßiges Bewegen insbesondere im frühen Gameplay von Vorteil.
Getötete Zombies belohnen euch mit Erfahrung, die ihr wiederum im Skillsystem einsetzen könnt, um besser zu craften oder eure Überlebensfähigkeiten zu verbessern. So werdet ihr mit der Zeit zäher und zäher, aber umso frustrierender ist auch euer Permadeath. Das Crafting erreicht schließlich mit Fahrzeugen, Base Building und erweiterter Bewaffnung wie Sprengsätzen seinen Höhepunkt. Ein solides Gerüst für ein durchsetzungsfähiges Survivalgame.
Allein oder mit Freunden
Unturned bietet einen Single- und Multiplayer an, sowohl im PvE als auch im PvP. Auf letzteren Servern dürfte es euch wie auch in anderen Spielen schwieriger fallen, spontan neue Freunde zu finden, als vielmehr eine Kugel im quadratischen Kopf. Unterstützt werden Spielerinteraktionen durch Emotes, einen Text- und Voicechat. Gemeinsam können wir looten, Zombies schnetzeln oder mit dem Auto über die Map cruisen. Oder ein Angriff auf das Nachbarlager ist fällig.
Dabei ist die Darstellung von Mitspielern jedoch nicht vollends präzise, es gibt hier und da einiges an Gezitter und Teleportieren von Charakteren. Im PvP empfiehlt sich also eher eine vollautomatische Waffe.
Eine Story zum Entdecken
Die Zombie-Invasion kommt nicht von irgendwo. Doch um den Ursachen der Apokalpyse auf den Grund zu gehen, werdet ihr jede der offiziellen Karten besuchen müssen. Dort verstecken sich Hinweise in Form von versteckten Notizen die ihr zu Teilen auch entschlüsseln müsst.
Das immer noch nicht vollständige Bild der Story spielt in verschiedene Science-Fiction-Bereiche rein und bietet trotz gewisser Skurrilitäten kein bahnbrechendes Material. Dennoch erfordern die weit versprengten Hinweise Zeitaufwand und Teamwork, wenn Spieler sie sich vollständig selbst erschließen möchten. Ein zusätzlicher Anreiz im PvE-Bereich, die Karten zu entdecken, und das Geheimnis der Zombies zu lüften.
Der Mangel am Detail
Das großartige Gerüst von Unturned ist jedoch leider nicht so schön verpackt, wie man es sich gerne wünscht. Die Grafik der Unity Engine entspricht leider eher der von Minecraft – ohne die Liebe zu Würfeln. Manchmal eckig, manchmal rund. Manchmal flach, manchmal mit Tiefe. Der positive Faktor daran ist ohne Frage, dass auch niedrigklassige Rechner diesen Titel spielen können – wer sich jedoch hochklassige Grafiken oder überhaupt detaillierte Texturen erwartet, wird enttäuscht. Ebenso ist es mit der Soundkulisse: sie ist leider nicht vorhanden. Charaktere und Objektinteraktionen machen zwar Geräusche, doch auf eine atmosphärische Soundkulisse beim Wandern durch die Natur warten wir vergebens.
Auch in der Steuerung ist vieles eher zweckmäßig als bedienungsfreundlich eingerichtet. Das Inventar erlaubt nur zwei Hotkeys für Gegenstände und kann bei vollständiger Ausrüstung schonmal sehr unübersichtlich werden.
Unser Urteil: Kann sich sehen lassen
Trotz diverser Kritikpunkte ist Unturned ein äußerst solides Spiel. Es fasst die Grundlagen von Survival und Shooter gut zusammen und bietet zahlreichen Spieltypen Platz zur freien Entfaltung. Durch die Unity Engine haben hier zahlreiche Modder ihren Platz gefunden, um den Titel mit Eigenkreationen zu bereichern. Dazu kommt natürlich der unstreitbare Fakt: Es ist gratis. Wer also noch keine Gelegenheit hatte und einfach mal schauen möchte, ob Survival etwas für ihn ist, hat hier eine klare Test-Empfehlung. Wer jedoch nach DayZ oder Miscreated nach einem neuen atmophärischen Titel mit Tiefgang sucht, wird hier nicht viel Freude finden.