The Wandering Village startet aktuell im Early Access auf Steam (Windows, macOS und Linux). Auch ein Release auf der Xbox ist geplant. Unser Gastautor Björn aka Klabautermann hat das zum Anlass genommen, mit Naemi Matter von Stray Fawn Studio zu sprechen. Sie ist eine der Entwicklerinnen des Indie-Titels.
Du spielst in einer Welt, die von giftigen Pflanzen überzogen und verändert wird. Eine Gruppe Überlebender baut sich dort ein Dorf. Auf dem Rücken eines riesigen Tieres, das durch die Welt läuft. Die Symbiose von Menschen und Tier eröffnet spielerische Möglichkeiten, die weit über klassische City Building Simulationen hinaus gehen. Details findest du im Interview unten.
Release: 14. September 2022, 18:00 Uhr
Plattformen: Steam Early Access (24,95 USD mit 10 % Release Rabatt) und Xbox.
Mehr Informationen zum Spiel findest du auch hier: Gamescom: The Wandering Village: City-Builder mit speziellem Plott-Twist
| Unsere Interviewpartnerin: Naemi Matter
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Die Spielidee von The Wandering Village
Björn: Wie kam es zu dieser Spielidee?
Naemi: In der Mythologie gibt es Städte auf dem Rücken von Lebewesen schon lange. Auch in der zeitgenössischen Literatur findet sich das Motiv. Etwa bei Terry Pratchett in seinen Scheibenwelt-Romanen.
Aber das hat noch keiner spielerisch umgesetzt. Das hat dazu beigetragen, dass wir das Onbu kreiert haben. Unser riesiges Tier, das das entstehende Dorf durch die Spielwelt trägt.
Das Onbu wird zur neuen Heimat der Spielfiguren. Auf seinem Rücken bauen sie ihre Siedlung.
Was ist dabei die spielerische Herausforderung?
Na ja, zuallererst simuliert The Wandering Village schon den Aufbau eines Dorfs. Hier musst du clever planen, damit die verschiedenen Gewerke und Ressourcen gut zusammenspielen. Wenn du all deine Steine für den Wegebau verwendest, hast du keine mehr übrig, um eine Farm zu errichten. Die benötigst du aber, um die Überlebenden mit Nahrung zu versorgen. Oder wenn du zu viele Leute zum Holzfällen schickst, hat niemand mehr Zeit, Beeren zu sammeln. Peng. Gleiches Problem. Deine Leute hungern und sind unzufrieden und weniger produktiv.
Und was hat es mit der speziellen Situation auf dem Rücken eines riesigen Tieres auf sich?
Onbu bewegt sich beispielsweise durch verschiedene Biome. Die unterschiedlichen Klimabedingungen bringen Herausforderungen für die Überlebenden mit sich, die auf dem Rücken mitreisen. In der Wüste können sie kein Wasser aus der Luft gewinnen. In kalten Regionen im Gebirge erfriert die Ernte. Im Urwald kommt es zu Vergiftungen für Onbu und die Überlebenden. Und wenn man in eine Region mit vielen giftigen Sporen kommt, wird es ganz schlimm …
Was passiert dann?
Die Sporen in The Wandering Village befallen die Pflanzen auf Onbus Rücken und verändern sie. Dann machen sie die Überlebenden krank und können benachbarte Pflanzen infizieren. Und irgendwann bedeutet das dann das Ende für die Mitreisenden. Und letztlich auch für Onbu.
The Wandering Village: Wenn es Onbu und die Villager nicht schaffen …
Was können die Überlebenden dagegen tun?
Sie können die Pflanzen ausreißen oder verbrennen. Das muss aber schnell geschehen, bevor die Sporen zu viel Schaden angerichtet haben. Ansonsten braucht es gute Ärzte, die die Villager heilen. Und du musst verhindern, dass Onbu sich mitten im Sporen-Sturm niederlässt, um auszuruhen.
Als Spieler kann ich also auch Onbu steuern?
Nicht direkt, aber das Wesen kann über Töne beeinflusst werden. Die kannst du mit einem bestimmten Gebäude, mit einer riesigen Trompete erzeugen. Wenn das Tier den Überlebenden vertraut, wird es einfache Kommandos ausführen. Unter anderem Hinlegen, Aufstehen oder auch durch eine gefährliche Region hindurch sprinten.
Kann ich nicht einfach in einer guten Region stehen bleiben?
Für eine Weile kannst du Onbu zum Pausieren überreden. Aber irgendwann möchte das Tier weiter. Es spürt ja, dass etwas mit der Welt nicht in Ordnung ist und sucht einen Ausweg in eine Region ohne Sporen.
Und das ist auch gut so, denn du kommst unterwegs an weiteren Ressourcen vorbei: An Eisenminen, Wäldern und Steinbrüchen kannst du dich mit Ressourcen eindecken. In verlassenen Siedlungen findest du noch Brauchbares. Oder du triffst vielleicht sogar Menschen, die sich deinem Dorf anschließen wollen.
Vielleicht triffst du unterwegs Mitstreiter. Denn wer möchte nicht in dieses idyllische Dorf einziehen?
Ich finde also nicht alle Ressourcen auf dem Onbu?
Nein. Der Rücken des Tieres ist zwar mit Stein und Erde bedeckt. Da wachsen Rüben, Kräuter, Bäume, Beerenbüsche und Korn. Aber manche Ressourcen musst du von außen beschaffen. Oder aus dem Inneren des Onbu.
Ressourcen aus dem Inneren des Tieres?
Ja. Du kannst tief in seine Haut bohren, bis ins Herz und so an sein Blut gelangen. Das ist nahrhaft und bringt deine Villager durch Zeiten der Not. Aber es schwächt Onbu und erschüttert das Vertrauen. Vielleicht bist du ja doch nur ein Parasit, den man abschütteln muss?
Auch die hornartigen Auswüchse am Rücken kannst du abschlagen. Sie sind steinhart und eignen sich als Baumaterial. Aber hier gilt dasselbe: Wenn du es übertreibst, verliert Onbu das Vertrauen zu dir und das kann dann wirklich ungemütlich werden.
Ich habe noch ein paar Fragen zur Spiel-Entwicklung. Wie seid ihr auf den Grafik-Stil gekommen? Das ist jetzt 2,5D?
Ja. Die Figuren und Gebäude sind in 2D. Die Umgebung und das Tier sind dreidimensional. So ist das in einem kleinen Studio. Die eine Hälfte der Grafikerinnen und Grafiker wollte das eine, die andere Hälfte das andere. Das ist jetzt der Kompromiss.
Spannend für mich als Programmiererin ist, dass man die Ansicht auf das Dorf dadurch nicht rotieren kann. Sonst würde man ja die Rückseite der zweidimensionalen Figuren sehen.
Hier ein Beispiel für die 2,5D Grafik. Die Villager sind zweidimensional in einer 3D-Welt.
Auch die riesige Anzahl an Objekten auf Onbus Rücken sind eine Herausforderung für mich als Informatikerin. Um Performance-Einbußen zu vermeiden, wird das komplette Dorf auf dem Rücken des Tieres von uns speziell gerendert.
Auf welcher technischen Plattform programmiert ihr das Spiel und wie muss ich mir das praktisch vorstellen?
Wir nutzen die Unity Engine. Es gibt immer eine Person, die für ein bestimmtes Thema hauptverantwortlich ist. Aber wir unterstützen einander bei der Fehlersuche im Code. Ich habe mich etwa hauptverantwortlich ums Implementieren der Events gekümmert, die dir unterwegs passieren können. Und um die Eingabe per Controller und eher exotische Dinge wie eine Twitch Integration.
Twitch Integration?
Ja, das ist ein Service für Leute, die das Spiel live auf Twitch streamen. Wenn sie dieses Feature aktivieren, bekommen die Villager etwa die Namen derjenigen, die gerade im Livestream zuschauen und mitchatten. Dazu nutzt du die Schnittstelle von Twitch, damit der Streamer sich einloggen kann und wir den Chat auslesen und verarbeiten können.
Welche Ideen aus der Konzept-Phase hat es noch nicht ins Spiel geschafft?
Oh, eine Menge. In ersten Entwürfe gab es beispielsweise noch ein größeres Tier. Das hatte einen langen, gebogenen Hals. Dadurch bestand es aus zwei Ebenen. Und es gab eine Version mit Vulkan auf dem Hinterteil. Aber diese Ideen haben wir erst mal nicht weiter aufgegriffen. Vielleicht kommt das noch.
Das Onbu: Von einer frühen Skizze bis zum fertigen Ingame Tier
Und in den ersten Entwürfen war noch keine Erde auf dem Rücken von Onbu. Aber das erste Feedback zeigte schnell, dass die Community keine Pflanzen ins Fleisch des Tieres pflanzen wollte. Also haben wir das geändert und da Onbu lange in der Erde geruht hat, gibt es jetzt einen Stein- und Erdpanzer auf dem Rücken.
Vor dem Release steht ja besonders intensiv das Thema Bugfixing an. Was waren die nervigsten Fehler bisher?
Wir hatten einen Fehler, bei dem man Pflanzen nicht mehr abbauen konnte. Das ist natürlich besonders ärgerlich, wenn es eine infizierte Pflanze ist. Die steckt dann immer wieder und wieder Pflanzen und Menschen um sich herum an.
Und wir hatten einen Grafikfehler, der die Villager wie Geister über die Map schweben ließ.
The Wandering Village: Wenn der Fehlerteufel im Code steckt ...
Dank der Community, die ins Beta Testing eingebunden war, haben wir solche Fehler aber schnell entdeckt und meist auch schnell behoben.
Ihr veröffentlicht das Spiel auf Steam im Early Access. Was wird noch weiter entwickelt?
Aus der Kickstarter Kampagne und aus dem Feedback der Community (via Discord) gibt es noch ein paar offene Punkte, die nicht direkt in der Early-Access-Version enthalten sein werden. Neue Biome etwa oder fliegende Händler.
Für die Early-Access-Phase haben wir uns mindestens ein Jahr vorgenommen. In diesem Zeitraum wollen wir unsere noch offenen Ideen implementieren und dann sehen wir ja auch, wie groß die Community wird und welche Ideen es von dort noch geben wird.
Das lässt ja auf eine lange Weiterentwicklung hoffen. Vielen Dank für deine Zeit und das Interview!
Gerne.
Du bist neugierig auf The Wandering Village? Wir auch. Björn hat von den Entwickler:innen Zugang zur aktuellsten Beta-Version bekommen und darf die vor dem Release-Termin live auf Twitch anspielen. Da könnt ihr dann auch die Twitch Integration live und in Farbe anschauen.
>> Samstag, 18:00 Uhr auf Twitch (Hier vormerken).
Vielleicht gibt es sogar noch den ein oder anderen Giveaway Key für die Zuschauer:innen. Der wäre dann aber erst ab Release am 14. September einlösbar.
Sie ist 30 Jahre alt und ist seit gut einem Jahr Programmiererin bei Stray Fawn Studio. Naemi ist gelernte Applikationsentwicklerin und hat einen Bachelor of Science in Informatik. 
