Wenn Spieler heutzutage hören, dass ein neues Open-World-Sandbox-Survival mit Zombies geplant ist, möchten sich die meisten wohl einfach nur noch umdrehen und beschämt weggehen. Doch es scheint weiterhin einen soliden Kern zu geben, der seinen Traum-Titel herbeisehnt. Hier hat Dead Matter seinen Auftritt, ein neues Kickstarter Projekt, das trotz dieser nicht ganz neuen Vision bereits über $ 200.000 Finanzierung erhalten hat.
Doch was verleitet nach DayZ, H1Z1 (jetzt Just Survive), Miscreated, 7 Days to Die, und so vielen mehr Titeln immer noch über 5.000 Menschen, wieder ihr Geld und ihre Hoffnungen in ein neues Projekt zu stecken? Dead Matter verspricht, etwas anders zu machen: Statt adrenalingeladenen Gefechten zwischen Spielern soll der Kampf gegen die Untoten im Vordergrund stehen. Der neue "Gameplay-Teaser" zeigt dabei vergleichsweise wenig Gameplay, sondern setzt auf Atmosphäre. In First-Person-Sicht durchwandern wir düstere Wälder und die nächtlichen Straßen kanadischer Vorstädte. Wir fahren ein kurzes Stück mit einem durchaus gutaussehenden Wagen, dann laden wir eine Waffe nach. Sieht gut aus, demonstriert aber wenig.
Das Team des kanadischen Startups Quantum Integrity legt als Referenz eine gleichnamige Mod für Crysis 2 vor. Auch hier konnten Spieler bereits durch düstere Städte fahren und Zombies sowie menschlichen KI-Gegnern Kopfschüsse verpassen. Jetzt soll die Unreal Engine 4 als Basis für eine Standalone-Version dienen. Als Karte wählen die Entwickler ihre unmittelbare Nachbarschaft von Alberta, Kanada. Der Bau der typischen Vorort-Siedlung erinnert stark an eine Unreal-Version von Project Zomboid. Gefüllt sind die Straßen mit ansehnlichen Zombiehorden, die orientierungslos umherschlurfen.
In Dead Matter sollen Charaktere sich stärker denn je unterscheiden können. Demo-Videos zeigen zahlreiche Waffen und Fahrzeuge mit individuellen Skins. Ebenso vielfältig sind die Ausrüstungs-Konzepte, die klassische Survivor-Modelle und Berufsbilder darstellen.
Base Building spielt eine zentrale Rolle und soll in der Neubefestigung von Gebäuden bestehen. Welche Struktur eignet sich am ehesten für eure Zwecke? Dazu kommt die Einrichtung elektrischer Systeme, sodass Alarmanlagen oder auch elektrische Beleuchtung möglich sind.
Das Wetter soll äußerst wechselseitig sein: Die Entwickler sprechen von Hitzewellen und Sturmböen, bis hin zu Schneestürmen. Diese Szenarien haben Einfluss auf den Charakter und vielleicht auch auf die KI.
Es ist geplant, dass Items aus allen Containern gesammelt werden können. Dafür stehen Getränkeautomaten, Safes oder ähnliches in der Umgebung herum. Sie sollen ortsgebunden und auch relevant sein. So könnt ihr zum Beispiel einen Hausschlüssel im und um das entsprechende Haus finden. Items können sich quantitativ in Größe und Menge, aber auch in anderen Faktoren wie Temperatur und Qualität unterscheiden. Beispielsweise werdet ihr eure frische Nahrung kühl lagern müssen, damit sie nicht schnell verdirbt.
Hinter all dem sollen natürlich auch klassische Survival-Elemente wie Sammeln, Jagen und Farmen nicht zu kurz kommen. Die bisher erreichten Stretch-Goals versprechen darüber hinaus eine Karten-Erweiterung und eine zweite Karte, Flügzeuge, Züge, interaktive Siedlungen und Fraktionen, Radio-Stationen und eigenständiges Base Building.
Dead Matter mangelt es nicht an Ambitionen und durch die erfolgreiche Kickstarter-Kampagne ist die finanzielle Grundlage wohl vorerst ebenfalls gesichert. Doch stellt sich die Frage, wie und ob ein Team aus aktuell nur fünf Mann mit geringer Erfahrung diese ehrgeizigen Pläne umsetzen kann. Während es vergleichsweise leicht ist, Features aufzuzählen und Concept Arts zu zeigen, fehlt es aktuell einfach noch an vorzeigbaren Leistungen des Teams.
Vollkommen abseits von technischer Umsetzung der zahlreichen genannten Features bleibt immer noch die Frage nach der ernstzunehmenden PvE-Bedrohung. Denn an diesem Problem haben sich schon viele Entwickler heillos verrannt. Im Zentrum steht hierbei die Gegner-KI, die wohl niemals in ihrem Herausforderungsgrad dem eines Menschen gleichen wird. So nahm unter anderem DayZ's Creative Director Brian Hicks wiederholt Stellung dazu, dass man sich zwar bemühe, die Infizierten so stark wie möglich zu optimieren und herausfordernd zu gestalten. Sie würden aber niemals den Nervenkitzel ersetzen können, den Spieler erfahren, wenn sie gegeneinander in der Wildnis antreten.
Aber genug halbvorsichtiger Zweifel - Fakt ist, die Entwickler von Quantum Integrity möchten der Vision eines Project Zomboid in First Person nachfolgen. Ein solches PvE-lastiges Zombie-Survival in offener Welt hat auch nach Jahren des Survival-Hypes weiterhin seine unbefriedigten Fans. Inzwischen übersteigen die Kickstarter-Einnahmen das Vierfache der mindestens benötigten $ 48.000, und man kann gespannt sein, ob dieser Traum eines Zombie-Survivals sich erfüllen oder wie seine Vorgänger mehr oder weniger im Sande verlaufen wird.
Die erste Closed Alpha von Dead Matter soll Anfang 2018 für Backer erhältlich sein.