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Breakwaters im Early-Access-Test: Insel-Survival mit Wahnsinns-Wasserphysik

Verfasst: 10. Nov.. 2021
Aktualisiert: 08. Nov.. 2023

Deutsch

In Breakwaters treffen Überlebenskämpfe wie in Stranded Deep auf komplex simulierte Fluten. Das ungewöhnliche Konzept konnte uns im Early-Access-Test überzeugen, an manchen Stellschrauben muss aber dringend gedreht werden.

Das ging fix: Noch im März ließ Breakwaters-Macher Soaring Pixels bei Kickstarter den Hut herumgehen und nahm so 98.314 US-Dollar ein. Jetzt ist das ambitionierte Eiland-Survival schon in einer Beta-Version verfügbar, und zwar im Early-Access-Programm von Steam.

Zum tatsächlichen Entwicklungsstand später mehr. Interessanter ist die Frage, wieso 2420 Unterstützer fast 100.000 Dollar in ein Spiel mit Strandungsthema gepumpt haben, wo es so etwas doch gibt wie One-Season-Serien bei Netflix.

Nun: Breakwaters ist deswegen besonders, weil es uns in einem abstrakten Tropen-Archipel stranden lässt. Ja, wir pflücken Beeren und Kokosnüsse, fällen Palmen und bauen aus dem Holz Bötchen oder Häuschen. Doch am Meereshorizont stapfen Godzilla-große Steingolems durch die Gegend. Und die irre simulierten Wassermassen halten nicht nur nix von irdischer Physik, sondern sie mischen auch ordentlich beim Spielgeschehen mit.

Schade nur, dass die Entwickler den Story-Aspekt bislang vernachlässigt haben. Denn für den Erfolg des Spiels könnte er entscheidend sein.

Stranden mit Einschränkungen
Unsere Test-Version von Breakwaters ließ uns nicht auf alle Features des Spiels zugreifen. So waren allem voran die Kämpfe gegen Titanen sowie der Koop-Modus für bis zu vier Spieler deaktiviert. Unser Test nimmt daher Bezug auf die Singleplayer-Kampagne.

Robinson Crusoe mit Titanen

Zu Beginn wählen wir zwischen einer männlichen oder weiblichen Leibeshülle und entledigen uns des standesgemäßen Prollo-Looks. Leider lassen sich die wenigen Frisuren und Klamotten nur sehr rudimentär, nämlich rein farblich anpassen. Die Gesichter und Körper bleiben, wie sie sind.

Breakwaters - Titan

Titanen sehen wir in der Regel - und zum Glück - nur aus der Ferne. Das macht sie allerdings nicht ungefährlicher.

Daraufhin werden wir schon in die prozedural generierte, offene Inselwelt geworfen. Allerdings ist unser Alter Ego vorerst an das jeweilige Start-Eiland gebunden, denn ohne Floß nix los. Die von hervorragender, passend unwirklicher Musik unterlegten Landschaften werden in der Third-Person-Perspektive erkundet, wobei der Kameraabstand zum oder zur Gestrandeten stufenweise eingestellt werden kann.

Und jetzt? Wo’s langgeht, sagt uns ein glatzköpfiger Archäologe im Lumpen-Outfit. Der gute Mann ist laut eigener Aussage dem riesenhaften Titanen gefolgt, der am Horizont durch seine gewaltige Größe und Masse imponiert. Wo nämlich ein Titan ist, da gibt es auch die titanischen Relikte, für die sich unser Kojak-Indy interessiert.

Es kommt zu einem Deal: Wir unterstützen den Archäologen bei seiner Reliktsuche und dafür hilft er uns, den sandig-felsigen Palmenstrand hinter uns zu lassen. Dahinter verbirgt sich ein sinnvolles Tuorial, in dessen Verlauf wir alles über Nahrungssuche, Kampf und Crafting erlernen.

Breakwaters - Kampf

Mit steinigen Grüßen von Zelda: Solche Mini-Golems lauern im Sand auf uns.

Was diesem Teil von Breakwaters fehlt, ist unter anderem eine Erklärung, wer wir genau sind und unter welchen Umständen wir in dem vermeintlichen Tropenparadies gelandet sind. Die einzelnen Missionen sind zwar sinnvoll, wurden aber in knappe Dialoge verpackt, die so wirken, als seien sie auf die Schnelle hingerotzt worden. Soaring Pixels muss hier schon noch ein Schippchen drauflegen, wenn’s auch mit den Solo-Spielern funktionieren soll.

Wasser marsch!

Das allgemeine Gameplay von Breakwaters entspricht im Kern dem, was wir aus Survival-Spielen wie Green Hell oder aus der Pixelhölle von Valheim kennen. Jedoch werden sämtliche Landmassen in Intervallen vom Meer fast völlig überspült, so dass wir regelmäßig schwimmen und die Auswirkungen von kurzen Fluten händeln müssen.

Zur Veranschaulichung: Wir sind gerade eben im Kampf gestorben (was dank freiem Speichern nicht ganz so schlimm ist) und haben dadurch unser gesamtes Rucksack-Inventar verloren. Theoretisch wartet das ganze Zeug an der Stelle unseres Todes darauf, wieder von uns eingesammelt zu werden. Dann aber kommt eine Flut und spült sämtliche Dinge auf der Insel, die nicht festgenagelt sind, physikalisch weitgehend korrekt hinfort. Alles klar? Natürlich nehmen Fluten auch Einfluss auf die Kämpfe, was uns – je nachdem – einen Vor- oder Nachteil verschafft.

Breakwaters - Wasserphysik

Die komplexe Wasserphysik ist (gewollt) nur teils realistisch. So bilden sich inmitten des Wassers häufig solch ründliche "Löcher".

Dabei ist die Art und Weise, wie das aufwendig berechnete Wasser mit der Spielwelt interagiert, ein optischer wie auch atmosphärischer Leckerbissen. Es wirkt nämlich fast so, als hätte das kühle Nass ein Eigenleben, indem es etwa strudelartige Strömungen über flachem Meeresgrund – platt gesagt: Löcher – erzeugt.

Achtung, CPU-Fresser!
Dass sich die Gewässer von Breakwaters positiv von anderen Wassersimulationen abheben, hat momentan einen hohen Preis. Im Test der Beta brachte die voll aufgerissene Grafikpracht selbst unseren i7-8700K-Hexa-Core-Prozessor mit 3.70GHz ins Straucheln. Auf der sicheren Seite seid ihr nur mit einer Octa-Core-CPU, da selbst das Deaktivieren der Schatten und Reflexionen nur mäßige Verbesserungen bei der Framerate bringt.

Darüber hinaus dürfen wir bisweilen in die Puschen Jesu’ schlüpfen, denn mithilfe von Molotowcocktails aus „Meeresfrüchten“ teilen wir – na ja, einen winzig kleinen Teil des Ozeans. Warum? Sagen wir, dass gut versteckte Schätze diesen Trick hassen.

Dass in Breakwaters Meer und Festland gleichberechtigte Akteure sind, hat uns ziemlich gut gefallen. Bei der Erkundung der weiten Tropenwelt per Boot machte uns allerdings ein schwerer Story-Bug einen Strich durch die Rechnung. Dieser ließ sang- und klanglos den Herrn Archäologen verschwinden, ohne dessen Aufträge es logischerweise nicht weiterging. Auf Fehler wie diesen hat Soaring Pixels inzwischen mit der Verschiebung des Early-Access-Starttermins reagiert.

Breakwaters - Werkbank

Objekte wie die Wekbank können frei in der Spielwelt platziert werden.

Survival in Reinform

Ansonsten geht während des Tag-Nacht-Zyklus von Breakwaters vieles den gewohnten Survival-Gang. Die Hauptfigur leidet entsprechend Hunger und Durst, wessen wir zum Beispiel mit Krabben- oder Hühnerfleisch sowie Kokosnüssen begegnen. Genauso gilt es Ressourcen zu sammeln, darunter Muscheln, Meereskristalle und natürlich jede Menge Holz.

Daraus stellen wir früh im Spiel eine Werkbank her, die außerhalb des Wassers an einem beliebigen Ort in der Welt platziert werden darf. Von der Werkbank erhalten wir fast alles, was es zum Überleben braucht – von der einfachen Steinaxt bis hin zum geschmiedeten Schwert. Neue Crafting-Rezepte bringt hauptsächlich der Story-Fortschritt mit sich.

Unsere Waffen bekommen normalerweise Ratten, verschieden große Steingolems oder angriffslustige Piraten (die gegenwärtig wie ein Ei dem anderen gleichen) zu spüren. Sobald wir ein Titanen-Relikt mit dem Spaten ausgebuddelt haben, greift außerdem der jeweilige Titan aus der Ferne mit einem mächtigen Energiestrahl an, mit dem er das Meer schon deutlich großflächiger spaltet als wir. Das funktioniert auch bereits in der Beta, allein wehren durften wir uns im Testrahmen nicht.

An dem wenngleich simplen Kampfsystem gibt’s nur wenig auszusetzen, beispielsweise das Fehlen eines Seitenschritts. Neben den teils angenehm fordernden Kämpfen wirkt auch das Balancing im Survival- und frühen Basebuilding-Teil recht ausgegoren. Der Blick auf ein Eigenheim sowie flugfähige Vehikel (ja, wir dürfen tatsächlich abheben) blieb uns aufgrund des weiter oben erwähnten Story-Bugs verwehrt.

Fazit: Potential, das unbedingt genutzt werden will

Soaring Pixels hat gut daran getan, den Early-Access-Start von Breakwaters auf den 9. Dezember 2021 zu verschieben. Unser Vorab-Check war geplagt von schweren Bugs, die uns während der veranschlagten Testzeit den Blick auf mehrere Kernmechaniken des Spiels, etwa den Basenbau, versagten.

Dennoch hat uns die Beta, die eigentlich eine Alpha ist, den Mund wässrig gemacht. Es gelingt Breakwaters nämlich durchaus, frischen Wind (oder auch frisches Wasser) ins leicht angestaubte Robinson-Crusoe-Setting zu bringen. Hoffentlich werden die Entwickler den Early Access dazu nutzen, um in wichtigen Bereichen wie der Story zum toll simulierten Ozean aufzuschließen. Dann nämlich könnte Breakwaters ein außerordentliches Survival-Spiel werden.

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Nach seinem Schulabschluss wollte Alex zunächst Instrumentalmusik studieren. Schließlich schlug er jedoch eine Karriere als Videospieljournalist ein, die er unter anderem beim renommierten Ehapa-Verlag begann. Heute teilt Alex sein umfangreiches Fachwissen über Videospiele mit Guided. Er profitiert von über 40 Jahren Erfahrung mit PC- und Konsolenspielen sowie seiner Arbeit in der Spieleentwicklung für das Indie-Studio Knights of Bytes. Alex weiß, wie Videospiele funktionieren, und er versteht es, sein Wissen auf verständliche Weise zu vermitteln.
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